"Wenn die Fehlentwicklung eines Einzelnen zu einem Massenphänomen wird", erscheine dies die Norm zu sein. Narzissmus bezeichnet umgangssprachlich im weitesten Sinne Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung eines Menschen.
Als Beispiel verwies Maaz auf die frühzeitige Kinderbetreuung in Kinderkrippen und Kitas. "Wenn etwa die Frühbetreuung von Kindern durch die Eltern für weniger wichtig gehalten wird als die Fremdbetreuung durch Kitas und Krippen, dann halte ich das für falsch." In den ersten drei Jahren bauten Eltern ihre Bindung zum Kind auf, unterstrich Maaz. "Damit wird die Grundlage für seine gesamte spätere Entwicklung gelegt." Nach dem dritten Lebensjahr seien Kindergärten dagegen empfehlenswert. "Es kann natürlich auch sein, dass die frustrierte Mutter oder ein autoritärer oder zu liberaler Vater schlecht fürs Kind sind. Eltern müssen lernen, Eltern zu sein", sagte Maaz weiter.
Ein Mangel an Elternliebe führe "zu schwersten Verwerfungen in den Seelen und letztlich in ganzen Gesellschaften". Wer als Kind keine Elternliebe erlebt habe, werde auch später Liebe nicht annehmen können. "Der muss dann mit seinen Defiziten leben." Der Narzisst versuche verzweifelt, "die Liebe, die ihm seine Eltern verwehrt haben, durch Anerkennung zu erlangen", unterstrich der 74-jährige Psychotherapeut.
Maaz war Chefarzt einer psychosomatischen Klinik in Halle. Bekannt wurde er durch sein Buch "Der Gefühlsstau" über den Einfluss staatlicher Repression auf die Psyche des DDR-Menschen.