Es sei "hoch beunruhigend", was sich an vielen Orten abspiele, sagte die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Boss-Huber, am Freitag in Berlin. Sie erfahre beispielsweise aus Schulen, in denen christliche, jüdische, muslimische und atheistische Kinder und Jugendliche gemeinsam lernen, dass es vermehrt zu Übergriffen auf Juden kommt. Das sei eine "zunehmende, akute Form von Antisemitismus", sagte Bosse-Huber.
Die EKD stellte am Freitag gemeinsam mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz einen Bericht zur Religionsfreiheit vor. Darin heißt es, antisemitische Angriffe in Form von Beschimpfungen, Vandalismus und terroristischen Angriffen auf Juden und jüdische Orte hätten in vielen europäischen Staaten zugenommen. Bosse-Huber verwies vor allem auf Osteuropa. Als Quellen für den Hass auf Juden werden die politischen Extreme rechts wie links sowie "in zunehmendem Maße" islamistische Extremisten genannt.
"Antisemitismus ist eine Form religiöser Verfolgung", sagte Bosse-Huber. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Ludwig Schick, sagte, die Kirchen stünden für das klare und eindeutige Bekenntnis, dass es keinen Antisemitismus geben dürfe.
In Deutschland haben Demonstrationen, auf denen aus Protest gegen die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA israelische Fahnen verbrannt wurden, eine neue Debatte um Antisemitismus entfacht. Der Zentralrat der Juden regte Gesetzesverschärfungen an, um solche Demonstrationen zu verbieten. Bosse-Huber sagte, sie sei vorsichtig bei Gesetzesänderungen. Es sei vielmehr die ganze Zivilgesellschaft gefordert, Antisemitismus entgegenzutreten.