Trump schürt Konflikt, Trump bringt Frieden

Fernsehübertragung von US-Präsident Donald Trump
Foto: dpa/Wissam Nassar
Ein palästinensischer Mann guckt in Gaza eine Fernsehübertragung von US-Präsident Donald Trump. International stieß Trumps Ankündigung indes auf Kritik.
Trump schürt Konflikt, Trump bringt Frieden
Der Jüdische Weltkongress (WJC) und konservative christliche Stammwähler der Republikaner haben US-Präsident Donald Trumps Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels mit Beifall empfangen. International stieß Trumps Ankündigung indes auf Kritik.
07.12.2017
epd
Jan Dirk Herbermann, Konrad Ege

Jüdischer Weltkongress begrüßt Trumps Entscheidung

Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat die US-Entscheidung zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels begrüßt. "Wir hoffen, dass dies ein Schritt in Richtung Frieden und Stabilität im Nahen Osten sein wird", erklärte WJC-Präsident Ronald Lauder am Mittwoch (Ortszeit) in New York.

Trump habe einen wichtigen und mutigen Schritt getan. Jerusalem sei die unbestrittene Hauptstadt Israels, erklärte Lauder. Er hoffe, dass die USA mit ihrem Signal eine "starke Botschaft dieser Wahrheit an die internationale Gemeinschaft" senden.

Der WJC stehe hinter der US-Position, dass eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts in Verhandlungen erzielt werden müsse, betonte Lauder. Trump sei "ein wahrer Freund des jüdischen Volkes und wir begrüßen sehr seinen Ruf nach Zurückhaltung". Mit Trumps Erklärung könne hoffentlich ein "neuer politischer Prozess" angestoßen werden.

Konservative christliche Stammwähler klatschen Beifall

Auch bei konservativen christlichen Stammwählern der Republikaner ist US-Präsident Donald Trumps Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels mit Beifall empfangen worden. Evangelikale seien begeistert, versicherte Fernsehpredigerin Paula White, Vorsitzende von Trumps "Evangelikalem Beraterrat". Für Christen sei "Israel ein heiliges Land", und Trump habe sein Wahlversprechen zu Jerusalem eingehalten, "ganz gleich wie laut die Stimmen der Skeptiker und Kritiker" seien.

Amerikas Außenpolitik in Bezug auf Israel decke sich nun mit "der biblischen Wahrheit", dass Jerusalem die "ewige und unteilbare Hauptstadt des jüdischen Staates" sei, lobte der Präsident des konservativen "Family Research Council", Tony Perkins. Der Vorsitzende der "Koalition für Glauben und Freiheit", Ralph Reed, begrüßte den geplanten Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem zu einer Zeit, in der "Israels Feinde" nicht einmal diplomatische Beziehungen zu Israel hätten.

Vielen Evangelikalen in den USA ist Israels Sicherheit ein großes Anliegen. Die Entstehung des Landes sei von Gott gewollt, erläuterte der baptistische Fernsehprediger Pat Robertson jüngst in einer Ansprache. Für evangelikale Christen sei "die Heilige Stadt Jerusalem unsere spirituelle Hauptstadt" und das "Heilige Land zusätzliche Demonstration, dass der Gott der Bibel existiert".

"Ältere amerikanische Evangelikale lieben Israel, aber viele jüngere machen sich keine Gedanken"

Bereits im Mai hatten rund 60 namhafte Evangelikale Trump in einem offenen Brief zu "zügigem Handeln" zur Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels aufgefordert. Unter den Unterzeichnern befanden sich der Präsident des nationalen Verbandes der christlichen Rundfunkindustrie, die Präsidentin der "Christlichen Koalition für Amerika" und der Präsident des "Instituts für Religion und Demokratie".

Vornehmlich "christliche Aktivisten" hätten Druck gemacht, dass Trump sein Wahlversprechen zu Jerusalem einhalte, kommentierte die jüdische Zeitung "Forward" am Mittwoch (Ortszeit). Orthodoxe jüdische Gruppen hätten sich auch eingesetzt, doch manche jüdische Zionisten hätten die Kampagne nur "vom Rand aus" unterstützt.

Weiße Evangelikale sind eine wichtige Gruppe für Donald Trump. Sie machen etwa ein Fünftel der Bevölkerung aus. Rund achtzig Prozent der weißen Evangelikalen haben bei der Wahl für Trump gestimmt. Bei einer Umfrage des "Public Religion Research Institute" erklärten kürzlich 72 Prozent der weißen Evangelikalen, sie seien mit seiner Amtsführung zufrieden. Wichtig sind ihnen Trumps Haltung gegen Abtreibung und sein Versprechen, die USA zu den vermeintlich guten alten Zeiten zurückzuführen.

Anfang Dezember stellte das evangelikale Forschungsinstitut Lifeway Research eine Umfrage vor, wonach jüngere Evangelikale weniger Interesse an Israel haben als ihre Eltern und Großeltern. "Ältere amerikanische Evangelikale lieben Israel, aber viele jüngere machen sich keine Gedanken", berichtete Lifeway Research. 41 Prozent der Evangelikalen zwischen 18 und 34 Jahren hätten keine "starke Meinung" zu Israel. Bei der Erhebung wurden 2.002 Menschen befragt.

Palästinenser-Bischof Munib Younan befürchtet Verschärfung des Nahost-Konflikts

Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA könne neue Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern auslösen, erklärte Younan in einem Telefon-Gespräch aus Jerusalem mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Präsident Trumps Entscheidung bedeutet Konfrontation und nicht Frieden."

Trump treffe die empfindlichste Stelle der Palästinenser, sagte der in Jerusalem ansässige lutherische Bischof. Die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina.

Auch die Araber, viele Europäer und ebenso viele Amerikaner seien tief enttäuscht. Die USA als Schlüsselmacht zur Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern richteten enormen Schaden an. Zudem setzten sich die USA über einschlägige Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und das Völkerrecht hinweg.

Younan warb für ein Jerusalem, in dem die jüdische, die christliche und die muslimische Religion sowie israelische und palästinensische Bürger gleichberechtigt zu Hause sind. Younan ist Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, er war Präsident des Lutherischen Weltbundes.

Der politische Status von Jerusalem ist eines der heikelsten Themen im Nahost-Konflikt: Israel beansprucht ganz Jerusalem für sich. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte Israel die Osthälfte und annektierte sie später. Die internationale Staatengemeinschaft erkannte diesen Schritt nicht an.