Bildungs- und Sozialeinrichtungen müssten die Menschen darin unterstützen, "sich in dem rasanten Prozess zurechtzufinden". Andernfalls könne eine vernetzte, immer transparentere Gesellschaft die Individuen überfordern - auch weil Menschen die Teilhabe an den digitalen Kompetenzen und Netzen verwehrt ist.
Die Motivation zu lernen und der Aufbau von Qualifikationen sind nach Schroeders Auffassung zentrale Voraussetzungen, damit Menschen nicht den Anschluss an die Gesellschaft verlieren. "Menschen ohne eine fundierte berufliche Qualifikation haben - anders als noch vor 30 Jahren - praktisch keine Chance mehr auf eine dauerhafte, auskömmliche Erwerbsarbeit." Für Menschen ohne Berufsabschluss liege bereits heute die Gefahr, arbeitslos zu werden, bei 20 Prozent. Bei Hochschulabsolventen betrage sie hingegen nur drei Prozent, bei Menschen mit einer betrieblichen Berufsausbildung liege sie bei fünf Prozent.
Es sei nicht nur die Aufgabe der Schulen, Kinder von Anfang zu fördern. Auch eine vorsorgende Sozialarbeit, die junge Menschen in ihrem familiären Umfeld erreicht, könne sie ermutigen und ihre Begabungen wecken: "Wenn das gelingt, dann ist soziale Arbeit ein Trampolin für neue individuelle Perspektiven." Ein guter Sozialstaat investiere so früh und so intensiv als möglich in Menschen.
Die kommunalen Sozialdienste und die Wohlfahrtsverbände hätten schon heute den "Anspruch, mehr zu sein als Reparaturbetriebe". Doch seien ihre Ansätze zu vorbeugender Sozialarbeit manchmal zu zögerlich und zu wenig ambitioniert. Dies betreffe etwa die organisierte Nachbarschaftshilfe für Senioren und insbesondere die aufsuchende Arbeit in Familien. "Auf die Herausforderungen der neuen sozialen Risiken ist der deutsche Sozialstaat bisher nicht hinreichend eingegangen."