Vier Tage feiern, dreifache Nutzung: Die Universität Leipzig weiht kommende Woche mit mehreren Veranstaltungen den Nachfolgebau ihrer vor fast 50 Jahren gesprengten Hochschulkirche ein. Den Beginn der Feiern zur Eröffnung des sogenannten Paulinums markiert ein Festakt für geladene Gäste am 1. Dezember, wie Unirektorin Beate Schücking am Freitag in Leipzig sagte. Die ehemalige Universitätskirche St. Pauli war am 30. Mai 1968 auf Anweisung der DDR-Führung gesprengt worden.
Zu dem Festakt wird den Angaben zufolge unter anderem Sachsens scheidender Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) erwartet. Am Abend folgt ein Festkonzert. Der Freistaat Sachsen hat den Neubau mit rund 117 Millionen Euro finanziert. Ursprünglich sollte das Paulinum bereits zur 600-Jahr-Feier der Universität 2009 eröffnen. Architektonische Feinheiten hatten den Bau wiederholt verzögert.
Zu einem Bürgertag am 2. Dezember ist das Paulinum erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Als erste Kirchenveranstaltung wird am 3. Dezember dann ein Festgottesdienst gefeiert, an dem auch Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing teilnimmt. Am 4. Dezember finden die Eröffnungsfeiern mit dem "dies academicus" zum 608. Geburtstag der Hochschule ihren Abschluss. Künftig wird im Paulinum an jedem Sonn- und Feiertag Gottesdienst gefeiert. Hinzu kommen regelmäßige Abendvespern und Kunstführungen.
Schücking sagte, das Paulinum diene in Zukunft als Universitätskirche, -aula und feste Stätte für die Universitätsmusik. Die Hochschule sei wegen der verschiedenen Funktionen "außerordentlich begeistert". Es sei dem niederländischen Architekten Erik van Egeraat zu verdanken, "dass wir hier eine gewisse Dreifaltigkeit haben". Das Paulinum sei ein Alleinstellungsmerkmal.
Das gelte auch für das Inventar, fügte Universitäts-Kustos Rudolf Hiller von Gärtringen hinzu. So finden sich in dem Neubau gut zwei Dutzend wertvolle Epitaphe aus dem 16. und 18. Jahrhundert sowie ein spätgotischer Wandelaltar aus den Jahren 1485 bis 1490. Die Objekte seien 1968 in nur sieben Tagen vor der Sprengung gerettet worden. Während der vergangenen 15 Jahre wurden sie restauriert. "Mit dem Gebäude wird ein einzigartiger Kunstschatz zugänglich", sagte der Kustos.
Aus klimatischen Gründen ist der Altarbereich durch eine verschiebbare Glaswand von dem bestuhlten Teil abgetrennt. Messungen über drei Semester sollen demnach ergeben, ob das Raumklima auch für die historische Kanzel der alten Paulinerkirche geeignet ist. Bis dahin lagere sie im Depot.
Mit der Eröffnung zieht auch die Hochschulgemeinde wieder an die Universität. Universitätsprediger Peter Zimmerling betonte die emotionale Bedeutung der Wiedereröffnung. Es gebe noch sehr viele Leipziger, "die die Sprengung der Kirche schmerzlich in Erinnerung haben", sagte er.