Mit einer neuen Broschüre will die evangelische Kirche dem Judenhass entgegentreten. "Antisemitismus ist Gotteslästerung", heißt es der Informationsschrift, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Hannover mitteilte. Nachdem Judenfeindschaft durch die Jahrhunderte hindurch Lehre und Praxis der Kirchen begleitet habe, bekenne die evangelische Kirche heute nicht nur ihre Mitschuld, sondern beziehe Stellung: "Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus."
Das Heft "Antisemitismus - Vorurteile, Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen tun können" soll über Erscheinungsformen, Hintergründe und Ursachen von Antisemitismus aufklären. Es wird gemeinsam von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) herausgegeben und enthält auch praktische Tipps zum Umgang mit Antisemitismus und Judenfeindschaft.
Zur Realität des Antisemitismus gehörten gewalttätige Übergriffe auf Jüdinnen und Juden, Schändung jüdischer Gräber, die Leugnung und Relativierung nationalsozialistischer Verbrechen ebenso wie Verschwörungstheorien und Hasspropaganda gegen den Staat Israel. Besonders über soziale Medien finde Judenhass Verbreitung, schreiben die Herausgeber. Aber auch in der Kirche gebe es noch antijüdische Klischees, wenn etwa der biblische Satz "Auge um Auge, Zahn um Zahn" irreführend als alttestamentliches "Rachegebot" bezeichnet wird.
Erarbeitet wurde das Heft von dem von EKD, UEK und VELKD gemeinsam getragenen Ausschuss "Kirche und Judentum". Zu den Aufgaben dieses Gremiums gehört auch, den Kontakt zu jüdischen Gemeinden und zum Präsidium des Zentralrates der Juden in Deutschland zu pflegen und auszubauen.