Kurz nach dem Finale des 500. Reformationsjubiläums stehen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Diskussionen über Lehren und Konsequenzen für die Zukunft an. Vom 12. bis 15. November kommt die EKD-Synode, das Kirchenparlament der evangelischen Kirche, in Bonn zusammen. Dort werde es auch um die Frage gehen, welche Hinweise das Festjahr für die Zukunft gegeben habe, sagte die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, am Freitag in Berlin. Ziel sei es, einen Prozess in Gang zu setzen, der Impulse entwickelt, "die auf alle Ebenen der Kirche gehen, die Leben und Gestalt der Kirche verändern sollen", sagte sie.
Schwaetzer blickte zufrieden auf das Finale des 500. Reformationsjubiläums zurück, das am Dienstag mit einem Festgottesdienst und Festakt in Wittenberg zu Ende gegangen war. Kirchen bundesweit meldeten überfüllte Gottesdienste anlässlich des Jahrestags von Martin Luthers überliefertem Thesenanschlag 1517, der die Reformation einleitete. "Da geht einem schon das Herz auf", sagte Schwaetzer.
Sie sei aber "weit davon entfernt, den 31. Oktober für das ganze Jahr zu nehmen". Man habe in diesem Jahr auch Entwicklungen wahrgenommen, aus denen nun Konsequenzen folgen müssten. Bei einigen Großveranstaltungen wie der Weltausstellung Reformation in Wittenberg blieben die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurück.
"Gerade für Kirche in der säkularen Gesellschaft hat das Jubiläum viele Hinweise gegeben", sagte Schwaetzer. Wenn neue Formate an überraschenden Orten mit Kooperationspartnern stattgefunden hätten, habe man Menschen getroffen, "die wir sonst nicht treffen", sagte sie. Das müsse zu einem Perspektivwechsel führen. Die Kirche müsse zu den Menschen gehen und weniger darauf setzen, dass Menschen zu ihr kommen, sagte die frühere FDP-Politikerin.
Das Kirchenparlament verabschiedet Kirchengesetze und beschließt den Haushalt der EKD. Auch bei den finanziellen Debatten wird es Schwaetzer zufolge noch einmal um das Reformationsjubiläum gehen. Sie sprach von einem noch nicht genau bezifferten "Nachfinanzierungsbedarf" und verwies auf die Besucherzahlen insbesondere in der Anfangszeit der Weltausstellung Reformation, die nicht den Erwartungen entsprochen hätten. Es gebe aber auch zusätzliche Kosten im Sicherheitsbereich, von denen man vorher nicht habe wissen können.
Die EKD-Synode findet zeitgleich zur Weltklimakonferenz in Bonn statt. Der Klimawandel ist für das Kirchenparlament, dem Theologen und Laien angehören, traditionell ein wichtiges Thema. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wird am Sonntag für ein Grußwort bei der Synode erwartet.