Baustart für Garnisonkirchturm mit Gottesdienst gefeiert

Baustart für Garnisonkirchturm mit Gottesdienst gefeiert
Der Wiederaufbau des Turms der 1945 zerstörten und 1968 abgerissenen Potsdamer Garnisonkirche hat nun auch offiziell begonnen.

Zum Baustart wurde am Sonntag auf dem Baufeld ein Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert. Der neue Turm solle wie einst über zwei Jahrhunderte hinweg wieder ein architektonisches Zeichen in der Stadtlandschaft werden, sagte der evangelische Altbischof und Kuratoriumsvorsitzende der Baustiftung, Wolfgang Huber, laut Predigtmanuskript: "Und er soll werden, was er noch nie war, ein Zentrum für Frieden und Versöhnung."

"Wir wissen, dass die Garnisonkirche in die unheilvolle Geschichte unseres Landes nicht nur an einem einzelnen Tag verwickelt war", betonte Huber: "Eben darum wollen wir an diesem Ort Geschichte kritisch erinnern." Mit der Nutzung der Garnisonkirche zur Inszenierung der Reichstagseröffnung 1933 durch die Nazis sei das Gotteshaus zu einem symbolischen Ort "für die Vorbereitung einer unvergleichlichen Gewaltherrschaft" geworden, betonte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Wo sollten wir die Notwendigkeit des Friedens erkennen, wenn nicht hier?"

"Dort, wo noch bis 1968 große Teile des Turms der Garnisonkirche von Krieg und Zerstörung zeugten und die Gemeinde das Gebäude wieder mit Leben füllte, beginnen wir neu", betonte Huber: "Wir wollen uns der Verantwortung stellen, die sich aus geschichtlichem Versagen und Unheil ergibt." Der Gottesdienst zum Baustart stand unter dem Motto "Eine Kultur des Friedens bauen".
 


Der Wiederaufbau des Turms ist wegen der preußischen Militärgeschichte der Garnisonkirche und der Nutzung durch die Nazis weiter umstritten. Zuletzt hatten sich Kritiker deshalb auch an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gewandt, der Schirmherr des Bauprojekts ist. Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms, die beide dem Kuratorium der Baustiftung angehören, riefen zum Dialog mit den Kritikern auf.

Der Grundstein für den rund 90 Meter hohen und nach Stiftungsangaben rund 40 Millionen Euro teuren neuen Turm wurde bereits 2005 gelegt, der Wiederaufbau sollte aus Spenden finanziert werden. Aus Geldmangel wurde der Baustart jedoch immer wieder verschoben. Inzwischen hat der Bund zwölf Millionen Euro für das Bauvorhaben freigegeben, die evangelische Kirche stellt fünf Millionen Euro an Krediten zur Verfügung. Zunächst soll für rund 26 Millionen Euro eine schmucklose Grundvariante errichtet werden, weil unter anderem für den Turmaufsatz weiter das Geld fehlt.