Dabei habe Luther dem Gesang gegenüber der Instrumentalmusik den Vorzug gegeben, die Stimme sei für ihn eine einzigartige Schöpfungsgabe und Ausdruck der menschlichen Individualität gewesen, sagte Huber im Gespräch mit dem niederländischen Dirigenten und Bach-Spezialisten Ton Koopman (73). Die Veranstaltung in der Reihe "Der philharmonische Diskurs" stand unter der Überschrift "500 Jahre Reformation: Martin Luther und die Musik".
Mit Blick auf den Erfolg der von Luther gedichteten und komponierten Lieder sagte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Luther habe als Vorlage oft zeitlose Texte wie etwa die biblischen Psalmen genommen. Dabei verwiesen Koopman wie Huber auch auf den Einfluss Luthers auf die Kompositionen Johann Sebastian Bachs. Anders als etwa die Schweizer Reformatoren Johannes Calvin (1509-1564) und Ulrich Zwingli (1484-1531) habe Luther dafür gesorgt, dass seine Kirche eine "klingende und singende ist".
Luther (1483-1546) wurde der Überlieferung nach bereits als junger Mensch an die Musik herangeführt. Ab 1497 besuchte er in Eisenach vier Jahre lang die Lateinschule, wo er unter anderem auch in Musiktheorie unterrichtet worden sein soll. Zudem sang er im Chor der Georgenkirche und in der Eisenacher Kurrende, einem Schüler-Chor, der gegen Bezahlung unter anderem zu Festen und besonderen Anlässen auftrat. Später studierte Luther an der Erfurter Universität neben Theologie auch Musik. Daneben spielte er die Laute.
In Wittenberg führte er den deutschsprachigen Gemeindegesang im Gottesdienst ein. Luther gilt als Urheber vieler Kirchenlieder, darunter "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" nach Psalm 131, "Ein feste Burg ist unser Gott" nach Psalm 46 und "Vom Himmel hoch, da komm ich her."