"Die Katholiken können uns Mut machen, dem Abendmahl einen höheren Stellenwert zu geben", sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dazu gehöre auch Achtsamkeit mit Brot und Wein. "Dass Reste vom Abendmahlswein in den Ausguss gekippt werden und angebrochene Oblaten im Abfall landen, ist für Katholiken undenkbar", sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Ziel: Gemeinsames Abendmahl
Das mit dem 31. Oktober endende Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum habe die Protestanten "mit den katholischen Glaubensgeschwistern in einer Weise zusammengebracht, die vor drei, vier Jahren noch keiner für möglich gehalten hätte". Nun hoffe er, dass die katholische Deutsche Bischofskonferenz ein derzeit diskutiertes Papier annimmt, dass den Weg für ein gemeinsames Abendmahl von Eheleuten unterschiedlicher Konfession freimacht. "Ich kann von außen keine Kommentare dazu abgeben", sagte Bedford-Strohm. Doch wolle er in seinem Leben das gemeinsame Abendmahl noch feiern dürfen, fügte der 57-Jährige hinzu.
In der Annäherung der Konfessionen gilt das unterschiedliche Abendmahlsverständnis bei Protestanten und Katholiken als bedeutendes Hindernis. Katholiken ist der Empfang des Abendmahls in einer evangelischen Kirche nicht gestattet. Nach römisch-katholischer Lehre wird in den evangelischen Kirchen dieses Sakrament nicht gültig gespendet. An der katholischen Eucharistiefeier dürfen in der Regel nur katholische Christen teilnehmen, Ausnahmen gelten hier etwa in "schweren Notlagen" wie Todesgefahr.
Bedford-Strohm äußerte sich rückblickend auf das Jubiläumsjahr zufrieden mit den Feiern zu 500 Jahren Reformation. Das Jubiläum sei in jeder Stadt und in jedem Dorf präsent gewesen, und es habe sich gezeigt, dass auch Jugendliche für den christlichen Glauben zu begeistern seien. Gleichwohl seien für einige Veranstaltungen wie den Freiluft-Festgottesdienst im Mai in Wittenberg die Besucherwartungen zu hoch gewesen. Zum Abschluss des evangelischen Kirchentages waren nach Angaben der Veranstalter rund 120.000 Menschen in die Lutherstadt gekommen, die Organisatoren waren von 200.000 ausgegangen.
"Es ist sicher so, dass man manches zu groß geplant hat. Aber hinterher ist man immer klüger", räumte der EKD-Ratsvorsitzende ein. Dass die hohen Zahlen jetzt einigen als niedrig erscheinen, habe auch damit zu tun, dass man für einen Maximalrahmen habe planen müssen.
1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.