Opfer fordern mehr Mitsprache in Conterganstiftung

Opfer fordern mehr Mitsprache in Conterganstiftung
Betroffenenvertreter im Stiftungsrat der Conterganstiftung haben Conterganopfer zu einer Demonstration vor dem Berliner Bundesfamilienministerium aufgerufen. Mit der Kundgebung an diesem Montag solle unter anderem mehr Mitsprachemöglichkeiten von Conterganopfern in der Stiftung gefordert werden, erklärte der Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer (BCG) am Sonntag in Köln.

Nötig sei dafür eine absolute Mehrheit der Betroffenenvertreter im Stiftungsrat. Zudem kritisierte der Verband die Aufsicht des Bundesfamilienministeriums über die Stiftung.

Im Stiftungsrat würden zwei von Conterganopfern gewählten Betroffenenvertreter drei Ministerienvertretern gegenübersitzen, erklärte der Bund Contergangeschädigter. Damit hätten die Opfervertreter keine Chance, gegen die Mehrheit der Ministerienvertreter Anliegen durchzusetzen.  Dies werde den historischen Gegebenheiten des Conterganskandals nicht gerecht, kritisierte Betroffenenvertreter Christian Stürmer.



Das Medikament Contergan der Firma Grünenthal war in den Jahren 1957 bis 1961 auf dem Markt. Insgesamt kamen wegen des Schlafmittels rund 10.000 Kinder mit schweren Missbildungen an Armen und Beinen auf die Welt, die Hälfte von ihnen in Deutschland. Etwa 2.400 Betroffene leben derzeit noch in Deutschland.

Die Firma Grünenthal schloss am 1970 mit den Eltern contergangeschädigter Kinder einen Vergleich, der bei Opfern bis heute umstritten ist. Das Unternehmen verpflichtete sich, 100 Millionen DM (51,1 Millionen Euro) für den Schadensausgleich zu bezahlen. Die betroffenen Eltern mussten im Gegenzug unterschreiben, auf sämtliche finanziellen Ansprüche gegen das Unternehmen zu verzichten. Das Geld floss in eine öffentlich-rechtliche Stiftung, die unter anderem - zunächst niedrige - Renten zahlte. 2012 gründete Grünenthal die Grünenthal-Stiftung zur weiteren Unterstützung von Conterganopfern. Sie soll Projekte fördern, die über die finanzielle Unterstützung der Conterganstiftung hinausgehen.