Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik und der Europäischen Union, Martin Dutzmann, hat den Ausgang der Bundestagswahl vom 24. September auf ein Gefühl von Angst und Hilflosigkeit in Teilen der Gesellschaft zurückgeführt. In einem Gottesdienst in der Nagelkreuzkapelle am ehemaligen Standort der Potsdamer Garnisonkirche sagte Dutzmann am Samstag, viele fühlten sich von den Politikern nicht wahrgenommen und sähen ihre Belange nicht vertreten.
Als Ausdruck von Hilflosigkeit hätten deshalb viele Wähler statt eines politischen Programms den Protest gewählt, sagte Prälat Dutzmann weiter. Andere seien auf die Straße gegangen, weil sie Angst hätten, ihren Lebensstandard nicht halten zu können, fügte der Kirchendiplomat hinzu. Die Angst habe sich in Wut gegen Fremde und vermeintliche Eliten verwandelt. Gegen Angst und menschliche Zweifel lasse sich der Glauben stellen.
Dutzmann ging in der Nagelkreuzkapelle auch auf die Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche ein. Glaube und Unglaube hätten dort immer nahe zusammen gelegen. Den Besuchern des künftig wiederaufgebauten Turmes der Garnisonkirche solle das im Gebäude vor Augen geführt werden. Der Tag von Potsdam am 21. März 1933, der Widerstand am 20. Juli 1944 und die mutwillige Zerstörung des Gebäudes 1968 seien Beleg dafür, "dass Menschen sich vor Schwarz-Weiß-Malerei und zu einfachen Bildern hüten müssten". Wer genau hinschaue, meide Pauschalurteile und gehe damit den ersten Schritt zum Frieden.
Dutzmann gehört dem Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche an. Die Nagelkreuzkapelle steht am ehemaligen Standort der Potsdamer Garnisonkirche, die am 14. April 1945 bei einem Angriff alliierter Bomber in Brand geriet, schwer beschädigt und 1968 in der DDR gesprengt wurde. Der Wiederaufbau ist umstritten.
"Angst und Hilflosigkeit"
"Angst und Hilflosigkeit"
EKD-Bevollmächtigter führt Ausgang der Bundestagswahl auf menschliche Zweifel zurück
EKD-Bevollmächtigter führt Ausgang der Bundestagswahl auf menschliche Zweifel zurück.