Erste Aufführungen sind am 7. und 8. Oktober. Landesbischof Gerhard Ulrich wird am 10. Oktober dazu eine Theaterpredigt im Schauspielhaus halten, wie Nordkirche und Schauspielhaus am Montag ankündigten.
Das Stück schließt thematisch an den Luther-Roman "Evangelio" von Zaimoglu an. Während der Roman die Bibelübersetzung Luthers auf der Wartburg 1522 ins Zentrum stellt, spielt das Stück 18 Jahre später in Wittenberg. Darin ist Luther ein verheirateter Familienvater, die Zeiten sind unruhig und aufgeheizt. Als ein sehr heißer Sommer zu Ernteverlust und Wasserknappheit führt, braucht man Schuldige, und es kommt zu einem Hexenprozess: Eine Frau und drei Männer werden grausam hingerichtet. "Drei bis vier Tage hat ihr Sterben gedauert", sagte Zaimoglu bei der Präsentation am Montag.
Landesbischof Ulrich verwies darauf, dass die Hexenprozesse in ihrer absoluten Mehrzahl von weltlichen Gerichten nach Maßgabe des zeitgenössischen Strafrechts geführt wurden. Insgesamt habe aber damals der Glaube an den Teufel zu viel Unrecht geführt. Auch Luther habe als Kind seiner Zeit an den Teufel geglaubt. "Luther darf nicht als Heiliger verehrt werden", sagte der evangelische Theologe. "Schuld und Bruch gehört zu jeder Biografie." Auch die Kirchen hätte sich damals schuldig gemacht, indem sie die Verfolgung sogenannter Hexen theologisch legitimierten.
Zaimoglu betonte, dass er sich seit 40 Jahren mit dem Christentum beschäftige. "Luthers Bibelübersetzungen habe ich gelesen." Ulrich wird im Rahmen der Kieler Reihe "Amtskultur" predigen, die 2014 gemeinsam von Landeskirchenamt und Schauspielhaus gestartet wurde. Die erste Kieler Theaterpredigt hielt Ulrich zu den "Zehn Geboten" des Autoren-Duos Zaimoglu und Senkel sowie des israelischen Theaterautors Shlomo Moskovitz im Jahr 2016. 350 Menschen kamen dafür ins Schauspielhaus.
Seit fast zwei Jahren hält der Landesbischof Theaterpredigten. Ulrich ist im Erstberuf ausgebildeter Schauspieler.