Er diskutierte dort unter dem Motto "Zukunft gemeinsam gestalten" mit rund 1.800 Schülern und Lehrern. Für eine friedlichere und gerechtere Welt brauche es mehr Menschlichkeit, betonte der 82-Jährige. Anstatt andere Menschen nach ihrer Herkunft, Religion oder ihrem Aussehen zu unterscheiden, sollten sie jeden als ihren Bruder oder Schwester betrachten, empfahl der Dalai Lama den Jugendlichen während der gut zweistündigen Podiumsdiskussion. "Wir können nicht gleichgültig bleiben, wenn es unseren Nachbarn schlecht geht."
Der Schlüssel zu Veränderung liege bei den Jugendlichen und deren Ausbildung, betonte der Dalai Lama, der noch bis diesen Donnerstag in Frankfurt zu Besuch ist. Das aktuelle Bildungssystem vermittle vor allem Wissen in Form von materiellen Werten. Dies liege auch daran, dass die Bedeutung der Religionen zurückgegangen sei. Er forderte, innere Werte wie Menschlichkeit, Mitgefühl und Liebe in den Lehrplan von Schulen und Kindergärten zu integrieren.
Als Beispiel für Menschlichkeit nannte der Dalai Lama den Umgang der Bundesregierung mit der Flüchtlingskrise. Das Verhalten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe ihn beeindruckt und motiviert. Er rief alle EU-Staaten dazu auf, Länder wie Syrien oder Afghanistan beim Wiederaufbau zu unterstützen, damit die Flüchtlinge irgendwann zurück in ihre Heimat könnten.
Ursprünglich sollte der Dalai Lama bereits am Dienstag nach Frankfurt kommen und dort das neue Tibethaus eröffnen. Aufgrund von technischen Problemen auf seinem Flug aus Irland nach Deutschland musste er seine Teilnahme bei der Eröffnung kurzfristig absagen. Am Mittwoch startete er das geplante Programm, zu dem neben der Schülerdiskussion ein Vortrag zum Thema "Globale Ethik" gehört. Für Donnerstag sind ein Symposium unter dem Motto "Selbstwahrnehmung, Mitgefühl und Gemeinschaft sowie globale Verantwortung" und ein Benefizkonzert für die Tibethaus Kulturstiftung geplant.