Die Zahl der Todesopfer einer Schlammlawine in Sierra Leone ist auf über 300 gestiegen. Es sei damit zu rechnen, dass noch mehr Leichen gefunden würden, sagte der Vizepräsident des westafrikanischen Landes, Victor Foh, am Dienstag im staatlichen Fernsehen. Nach schweren Regenfällen waren am Montagmorgen am Rande der Hauptstadt Freetown Teile eines aufgeweichten Hügels abgerutscht und hatten in kürzester Zeit ganze Straßenzüge unter Schlamm und Steinen begraben. Bewohner suchten auch am Dienstag seit Sonnenaufgang unter Erde und Geröll weiter nach Überlebenden.
Betroffen ist vor allem die Siedlung Regent, die in den Berghang am Rand der Hauptstadt hineingebaut ist. Die Zahl der Opfer ist auch deshalb so hoch, weil viele von ihnen zum Zeitpunkt des Unglücks noch schliefen. Präsident Ernest Bay Koroma rief die Bevölkerung zum Zusammenhalt auf. Die Regierung werde die Rettungsarbeiten unterschiedlicher Organisationen am Ort in einem Einsatzzentrum koordinieren.
Meteorologen warnten vor möglichen weiteren starken Regenfällen. Im Juli und August ziehen starke Ostwinde über die Region hinweg, die für starken Regen sorgen. Schlammlawinen sind in Sierra Leone auch wegen der starken Abholzung keine Seltenheit. Weil es keine Kanalisation gibt, fließt das Wasser in Sturzfluten die Straßen herab. Vor allem notdürftige Unterkünfte in Armenvierteln werden regelmäßig von den Wassermassen weggespült.