In Australien hat sich eine hochrangige staatliche Ermittlungskommission dafür ausgesprochen, das Beichtgeheimnis bei Fällen von Kindesmissbrauch abzuschaffen. Die Kommission zur Aufarbeitung von Kindesmissbrauch veröffentlichte am Montag insgesamt 85 Empfehlungen zur Reform des australischen Strafrechts. Unter anderem empfiehlt das Komitee, Geistliche in Zukunft strafrechtlich zu belangen, wenn sie bei der Beichte von sexuellen Vergehen an Kindern erfahren und die Justiz darüber nicht informieren.
Die katholische Kirche Australiens signalisierte, sie werde sich diesen Empfehlungen widersetzen. Der Beichtschutz müsse respektiert werden, zitierte der Nachrichtensender "ABC News" den Vorsitzenden der australischen katholischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Melbourne, Denis Hart. Die Beichte sei ein grundlegender Bestandteil der Religionsfreiheit, betonte Hart. Sie sei im australischen Gesetz anerkannt. Außerhalb der Beichte müssten alle Vergehen an Kindern an die Behörden weitergegeben werden. Dazu fühle sich die katholische Kirche verpflichtet.
Die "Royal Commission" aus Juristen, Politikern und Psychologen berichtete von Fällen, in denen Täter sexuellen Missbrauch von Kindern gebeichtet und anschließend weitere Verbrechen dieser Art begangen hätten. Für Priester, die solche Vergehen wegen des Beichtgeheimnisses nicht der Polizei meldeten, dürfe es "weder eine Entschuldigung, Schutz oder Privilegien" geben. Die Kommission untersucht seit mehr als vier Jahren, auf welche Weise die Kirchen und andere Einrichtungen Australiens, darunter Schulen, Sportvereine und staatliche Organisationen, mit Missbrauchsvorwürfen umgegangen sind. Die ersten Anhörungen hatten im April 2013 stattgefunden.
Laut im Februar veröffentlichten Zahlen wurden in den vergangenen Jahrzehnten mindestens 4.440 Kinder von Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen, Ordensleuten und Priestern sexuell missbraucht. Das durchschnittliche Alter der Opfer lag demnach bei elf Jahren. In den meisten Fällen waren die Vorwürfe nicht untersucht oder den Betroffenen nicht geglaubt worden. Vertreter der katholischen Kirche hatten sich schockiert gezeigt.