Mehrere Tausend Tamilen aus ganz Deutschland und benachbarten Ländern haben sich Samstag zur traditionellen Tamilenwallfahrt im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer versammelt. Die 30. Ausgabe der farbenprächtigen Wallfahrt startete am Vormittag mit einem Pontifikalamt im Forum Pax Christi. Als Hauptzelebrant für die Eucharistiefeier war der neue ernannte Bischof Justin Gnanapragasam aus der Diözese Jaffna im Inselstaat Sri Lanka nach Kevelaer angereist.
Er betete mit den Tamilen für die Gleichberechtigung ihrer Landsleute in Sri Lanka. Zwar sei der Bürgerkrieg dort seit 2009 beendet, es seien aber immer noch nicht alle Probleme befriedigend gelöst, sagte der Bischof. An dem Gottesdienst nahmen auch zahlreiche tamilische Priester aus Deutschland und den angrenzenden Ländern teil. Nach Auskunft der Wallfahrtsleitung wurden bis in den späten Abend hinein gut 10.000 Teilnehmer erwartet.
Veranstaltet wird die Wallfahrt von der Tamilenseelsorge im Bistum Essen, die auch vom Bistum in Aachen Unterstützung erhält. Die Tamilenwallfahrt ist die größte Einzelwallfahrt in dem niederrheinischen Marienort. An die Eröffnung schloss sich eine Prozession an.
Kevelaer ist wegen Marienerscheinungen in den Jahren 1641/1642 Wallfahrtsort. In Deutschland leben rund 60.000 Tamilen. Zehn Prozent davon sind Katholiken, 90 Prozent Hindus. Nachdem in den ersten Jahren vor allem die in Deutschland und den Niederlanden lebenden Tamilen teilgenommen hatten, kamen in den vergangenen Jahren stets auch zahlreiche Gläubige aus Frankreich, Dänemark und Großbritannien nach Kevelaer.
Eine Million Pilger jährlich
Für die Tamilen, die vor dem jahrelangen Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen sind, gilt die Wallfahrt nach Kevelaer zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" inzwischen als Höhepunkt im kirchlichen Jahreskreis und als ebenso wichtig wie der Marienwallfahrtsort Madhu in ihrer ursprünglichen Heimat.
An der Gnadenkapelle in Kevelaer brannten am Samstagnachmittag Hunderte Kerzen. Mit etwa einer Million Pilger jährlich ist die kleine Stadt inzwischen der größte Wallfahrtsort im Nordwesten Europas. Nach den Gottesdiensten und der Prozession besuchten viele der Tamilen auch den Markt in der Nähe der Basilika. Dort boten Händler tamilische Waren, Speisen und Getränke an. Bis in den späten Abend hinein wird Kevelaer auch eine Feierstätte sein, bei der sich Familien aus verschiedenen Ländern und Städten in Deutschland wiedersehen.