Den Eindruck, Israel werde in der Sendung "Gaza: Ist das ein Leben?" für den Konflikt verantwortlich gemacht, könne der Sender nicht nachvollziehen, teilte Arte am Dienstagabend in Straßburg mit. Reportagen setzten sich bewusst mit den Lebensumständen der Protagonisten auseinander und nähmen deren Perspektive ein. So auch der kritisierte Beitrag. Zentralratspräsident Josef Schuster hatte den 15-minütigen Film am Dienstag als "einseitig" kritisiert: Die Reportage unterschlage "wesentliche Informationen".
In dem am 22. Juli 2017 gesendeten Film wird der Alltag von palästinensischen Familien begleitet, die Angehörige durch Luftangriffe der Israelischen Armee verloren haben. Arte erklärte, der journalistische Wert des Genres bestehe gerade darin, persönliche Sichtweisen authentisch widerzuspiegeln, ohne den Anspruch zu erheben, "einen komplexen Sachverhalt vollständig und von allen Seiten gleichgewichtig zu beleuchten". Der Sender achte konsequent darauf, dass im Gesamtprogramm "eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven des israelisch-palästinensischen Konflikts" abgebildet werden und wolle "auch in Zukunft unterschiedlichen Sichtweisen Raum geben".
Schuster hatte in einem Brief an Arte-Präsident Peter Boudgoust kritisiert: "Israel wird als Aggressor dargestellt, der allein für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage der Bevölkerung im Gaza-Streifen verantwortlich gemacht wird". So könne sich der Zuschauer kein "umfassendes und ausgewogenes Bild" von Gaza und dem Nahost-Konflikt machen. Die Darstellung habe ihn "doch sehr irritiert". Er fordert, dass Arte die Reportage "in dieser Form nicht mehr zeigt" und überarbeiten lässt.
Im Juni hatte eine andere Kritik des Zentralrats an einer Programmentscheidung von Arte für Diskussionen gesorgt. Dabei ging es um die zunächst nicht gesendeten Dokumentation "Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa". Der Sender hatte die Entscheidung, den vom WDR produzierten Beitrag nicht zu senden, mit handwerklichen Mängeln begründet. Schuster sprach sich in einem offenen Brief für die Ausstrahlung aus: Die Berichterstattung über Antisemitismus sei "höchst relevant", weil Judenfeindlichkeit noch "in den verschiedensten Milieus unserer Gesellschaft" zu finden sei. Nach einer kurzzeitigen Veröffentlichung auf "Bild Online" hatten das Erste und zeitversetzt auch Arte den Film am 21. Juni mit korrigierenden Eingriffen gesendet.