Die individuelle Entscheidung solle jedem selbst überlassen bleiben, sagte Wolfgang Schmidt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es bestehe die Gefahr, "die arabische Minderheit in diesem Land auseinanderzudividieren". Daher gehe die Kirche auf Abstand zum Pflichtdienst an der Waffe.
Israelische Politiker erwägen eine Wehrpflicht für arabische Christen. Angesichts der zunehmenden Verfolgung von Christen im Nahen Osten, vor allem in Ägypten, Syrien und dem Irak, begrüßen auch Teile der christlichen Gemeinde in Israel diese Initiative. Ihre Begründung ist, dass Israel zu den wenigen Ländern in der Region gehört, in denen Christen in Frieden leben können.
Das Abwandern der Christen aufhalten
Propst Schmidt, der seit Juli 2012 Pfarrer an der Erlöserkirche in Jerusalems Altstadt und Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land ist, wird auf eigenen Wunsch sein Amt drei Jahre länger als geplant ausüben. Die Christen in Israel "genießen im Vergleich zu anderen Ländern der Region relativ sichere Lebensverhältnisse", betonte Schmidt. Eine der Kernaufgaben der Kirche im Heiligen Land sei, das Abwandern der Christen aufzuhalten. "Diese Bemühungen dürfen nicht nachlassen", mahnte der Pfarrer und verwies auf die erfolgreiche "gesellschaftliche und sozialdiakonische Arbeit der lutherischen Kirche" vor allem in Bethlehem. Von dort aus habe in den vergangenen Jahren nur eine einzige evangelische Familie das Land verlassen.
Die Chancen für einen Frieden zwischen Israel und den Palästinensern sieht Schmidt nach fünf Jahren im Heiligen Land nüchtern. "Ich bin mit hohen Erwartungen gekommen, die sich im Laufe der Zeit als Illusion herausstellten." Auch von den jüngsten Bemühungen des US-Präsidenten Donald Trump erwartet sich der Propst nach eigenen Worten nicht viel.
Ungeachtet der Gewalt im Nahen Osten steigen Schmidt zufolge die Pilgerzahlen so stark an, dass das israelische Tourismusministerium bis zum Jahresende mit einem neuen Rekord rechnet. Auch das Gästehaus der Erlöserkirche sei nahezu durchgehend voll ausgebucht.