Impfpässe könnten als Ausweise in Afrika dienen
Impfpässe könnten nach Einschätzung von Medizinern in Entwicklungsländern bald Ausweisdokumente ersetzen. "Nehmen wir Malawi: 95 Prozent aller Kinder bekommen dort einen Impfpass ausgestellt, viel mehr als Geburtsurkunden", sagte der Geschäftsführer der globalen Impfallianz (Gavi), Seth Berkley, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.
Derzeit seien Bürger in vielen Entwicklungsländern nicht erfasst und könnten deshalb kein Land kaufen, keinen Pass erhalten und nicht wählen gehen. Würden Impfpässe digital erfasst, könnte dies schnell geändert werden. Die Impfallianz Gavi wird von Staaten, Unternehmen und privaten Gebern wie der "Bill und Melinda Gates"-Stiftung finanziert. Sie hat einen Jahresetat von 1,6 Milliarden Euro.
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Impfprogramme nutzen laut Berkley auch dem kompletten Gesundheitswesen in armen Ländern. "Dank Impfungen ist medizinisches Personal im ländlichen Raum unterwegs, es werden Kühl- und Lieferketten etabliert, und Daten aufgenommen - das ist die Basis eines Gesundheitssystems."
Bedenken, dass Impfprogramme für arme Staaten zu teuer seien, lässt Berkley nicht gelten. "Ein laufendes Impfprogramm verbraucht im Durchschnitt 0,6 Prozent der Gesundheitsausgaben, das sollte sich jedes Land leisten können." Armen Staaten zahlt Gavi Zuschüsse für Impfprogramme, die Kosten für Impfkampagnen werden ganz übernommen.
Weltweit liegt die Quote bei grundlegenden Schutzimpfungen derzeit laut Gavi bei 86 Prozent. In Bürgerkriegsländern und unter Flüchtlingen gehen die Zahlen wegen der schwierigen Umstände zurück. Berkley kritisierte aber auch die zunehmende Haltung von Eltern in Industrieländern, ihre Kinder nicht mehr gegen Krankheiten wie Polio, Diphtherie und Masern zu impfen: "Viele Menschen scheinen vergessen zu haben, wie schlimm diese Krankheiten sind - die Gesellschaft muss deshalb die Kinder schützen, die sich nicht selbst wehren können."