Nach dem Ende des G20-Gipfels haben am Sonntag in Hamburg die Aufräumarbeiten begonnen. Mehr als tausend Hamburger zogen gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadtreinigung durch das Schanzenviertel, um Müll, Steine und Scherben aufzusammeln. Nach Angaben von Polizeipräsident Ralf Martin Meyer wurden bei den Einsätzen 476 Polizisten verletzt. Es habe 186 Festnahmen und 37 Haftbefehle gegeben. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, ist nicht bekannt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich bei einem Besuch in Hamburg entsetzt über das Ausmaß der Gewalt. "Was ich an Bildern gesehen habe, schockiert, erschüttert mich." Er sprach mit verletzten Einsatzkräften im Bundeswehrkrankenhaus und Anwohnern, deren Geschäfte von den Randalierern zerstört wurden. Die Bilder von den Ausschreitungen hätten vieles von dem friedlichen Protest gegen den G20-Gipfel überlagert.
Während Vertreter der linken Szene die Polizei für die Ausschreitungen verantwortlich machte, verteidigte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ihren Einsatz als "heldenhaft". Es sei allerdings nicht gelungen, den G20-Gipfel wie geplant durchzuführen, räumte Scholz ein. Die von ihm versprochene Sicherheitsgarantie für die Bevölkerung habe er nicht einlösen können. Verantwortlich dafür seien aber "brutale Straftäter".
Für die Polizei war es der bislang größte Einsatz in Hamburg. Nach den Worten von Einsatzleiter Hartmut Dudde blieb der G20-Gipfel selbst störungsfrei. Die Polizei habe aber nicht mit einem so großen Ausmaß der Gewalt bei den Protesten gerechnet. Niemand könne behaupten, so Polizeipräsident Ralf Martin Meyer, dass "alles großartig gelaufen ist".
Die Kritik am Polizeieinsatz richtet sich unter anderem auf das späte Eingreifen in der Nacht zum Samstag bei Plünderungen von Geschäften im Schanzenviertel. Die Polizei legte am Sonntag Videos vor, wie sie von Dächern aus unter anderem mit Molotow-Cocktails angegriffen wurde. Um die Polizeikräfte nicht zu gefährden, so Dudde, habe man auf den Einsatz des SEK warten müssen.
Die Zerstörungen von Geschäften und das Abbrennen von Fahrzeugen in mehreren Stadtteilen ist auch von Teilen der linken Szene kritisiert worden. So distanzierte sich das autonome Zentrum "Rote Flora". Es sei eine "rote Linie" überschritten worden, erklärte Sprecher Andreas Blechschmidt. Szene-Anwalt Andreas Beuth dagegen zeigte "gewisse Sympathien" für solche Aktionen - "aber doch bitte nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen".
Hamburg räumt auf
Foto: dpa/Christophe Gateau
Bewohner räumen in Hamburg vor der Roten Flora die Straße auf. Eine Hamburgerin mobilisierte auf Facebook mehrere tausend Menschen für Aufräumarbeiten im Schanzenviertel.
Hamburg räumt auf
Gemischte Bilanz nach den Ausschreitungen zum G20-Gipfel in Hamburg.