Der Ausnahmekünstler Dürer werde zwar immer wieder als Protagonist der Reformation genannt, doch gebe es seit Martin Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 kein Dürer-Werk mit eindeutigem Reformationsbezug, sagte der Leiter des Hauses, Thomas Schauerte, am Donnerstag in Nürnberg. Die Schau ist bis zum 4. Oktober zu sehen.
Dürer sei bei seinen Kunstwerken "relativ vorsichtig" gewesen und habe sich nie eindeutig positioniert, sagte Schauerte. Seine letzten Kupferstiche aus dem Jahr 1526 zeigten zwei sehr unterschiedliche Männer: zum einen den humanistischen Luther-Gegner Erasmus von Rotterdam, zum anderen den Reformator und Dürer-Freund Philipp Melanchthon. Dürer habe damit "nicht unbedingt einen bildlichen Kommentar zur großen Epochenwende" abgegeben, sagte Schauerte. Der Maler, der auch Mitglied des Großen Rates der Stadt Nürnberg war, "verhält sich nach außen bedeckt".
Der Ausstellungsmacher verwies in diesem Zusammenhang auch auf Dürers Federzeichnung "Das letzte Abendmahl" von 1523. Sie ist die wertvollste Leihgabe der Schau und kommt aus der Wiener Albertina: Auf dem fast leeren Tisch ist links ein Kelch zu sehen, auch Christus sitzt nicht in der Mitte, sondern links. Der Kelch "könnte ein untrügliches Zeichen für den Laienkelch" sein, also die protestantische Forderung, die ganze Gemeinde auch am Wein teilhaben zu lassen, sagte Schauerte. Tatsächlich fänden sich Christus-Anordnung und Kelch aber auch schon in Werken aus der Zeit vor der Reformation.