Nach Massendemonstrationen für einen besseren Schutz religiöser Minderheiten in Indien hat Regierungschef Narendra Modi extremistische Hindus verwarnt. Es sei inakzeptabel, dass Menschen im Namen heiliger Kühe getötet würden, sagte der Premierminister am Donnerstag laut regionalen Medien. "Niemand hat das Recht, das Gesetz in seine eigenen Hände zu nehmen", erklärte er.
Anlass sind gewaltsame Übergriffe, die selbst ernannte Kuhschützer vor allem gegen Muslime und Christen verübten. Die Kuh gilt den Hindus als heiliges Tier. Am Mittwoch hatten Tausende Inder in mehr als zwölf Städten gegen diese Übergriffe protestiert. Zuvor war am Freitag ein 15-jähriger muslimischer Junge in einem Zug in Nordindien gelyncht worden, nachdem ein Streit um einen Sitzplatz ausgebrochen war. Das Opfer war als "Rindfleischesser" beschimpft worden.
Premier Modi erinnerte an die Lehren von Indiens Unabhängigkeitskämpfer Mahatma Gandhi (1869-1948): "Wir sind ein Land der Gewaltlosigkeit. Gewalt ist nie die Lösung für ein Problem."
Die Demonstrationen am Mittwoch standen unter dem Motto: "Nicht in meinem Namen". In der IT-Metropole Bangalore trug der Historiker Ramachandra Guha ein Plakat, das Regierungschef Modi mit US-Präsident Donald Trump zeigte und mit dem Satz überschrieben war: "Mach es wie unser Premierminister, umarme einen Rindfleischesser." Guha hatte wegen seiner Kritik an Modi zahlreiche Drohungen erhalten.
Die Mehrheit der 1,3 Milliarden Inder sind Hindus, die etwa 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die Muslime mit etwa 170 Millionen. Sie stellen um die 14 Prozent der Bevölkerung, Christen machen etwa zwei Prozent der Einwohner aus. Anders als Muslime und Christen essen gläubige Hindus aus religiösen Gründen kein Rindfleisch.