Eine Untersuchungskommission des Vatikan hat einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge Vorgänge im bosnischen Marienwallfahrtsort Medjugorje mehrheitlich als Wunder anerkannt. Bei einer geheimen Abstimmungen über die "Übernatürlichkeit der Anfänge des Phänomens" hätten 13 der 17 Kommissionsmitglieder angegeben, die Übernatürlichkeit stehe fest, berichtete die Zeitung, indem sie aus dem internen Abschlussbericht des Gremiums zitiert.
Der Ort Medjugorje in Bosnien ist einer der beliebtesten katholischen Wallfahrtsorte mit rund 2,5 Millionen Pilgern im Jahr. Seit 1981 soll dort jeden Tag die Jungfrau Maria erscheinen. Der Vatikan hat die Erscheinungen bisher nicht anerkannt. Papst Benedikt XVI. richtete 2010 eine Expertenkommission ein, die das Phänomen untersuchen sollte. Ihr Gutachten wurde dem Heiligen Stuhl am 17. Januar 2014 übergeben, blieb seitdem aber unter Verschluss.
"Phänomen hat übernatürlichen Ursprung"
Der deutsche Dogmatikprofessor Achim Schütz, der die Vatikan-Untersuchung als Sekretär leitete, sagte dieser Zeitung: "Auch wenn man nicht den Eindruck vermitteln darf, dass alles in Medjugorje authentisch ist: Das Phänomen hat einen übernatürlichen Beginn beziehungsweise Ursprung, der nicht zu erklären ist."
Laut "Welt am Sonntag" unterscheiden die Kommissionsmitglieder bei dem Phänomen eine Anfangsphase von 10 Tagen im Juni 1981 und eine zweite Phase, die alle folgenden Erscheinungen bis heute umfasst. Im Gegensatz zur Anfangsphase beurteilen die Vatikanexperten die Authentizität der Marienerscheinungen in der zweiten Phase negativ. Bei der Schlussabstimmung votierte keiner von ihnen für eine Klassifizierung als definitiv übernatürlich. Zwölf Experten stimmten für "kann noch nicht entschieden werden", zwei für "sicher nicht übernatürlich", bei drei Enthaltungen.
Pilgerort soll Heiligem Stuhl unterstellt werden
Schütz sagte über die sechs selbsternannten Seher von Medjugorje, die bis heute Tag für Tag Erscheinungen haben wollen: "Das ist eine Form von Autosuggestion. Die haben das außergewöhnliche Ereignis von 1981 so sehr in ihre Identitätsbildung hineingenommen, dass sie das bis heute permanent reproduzieren." Das geschehe "nicht unbedingt aus bösem Willen".
Für die Zukunft schlägt die Kommission laut Abschlussbericht vor, den Pilgerort Medjugorje direkt dem Heiligen Stuhl zu unterstellen. Außerdem sollten die sechs Seher aufgefordert werden, sich ins Private zurückziehen.