Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) lobte Mut und Zivilcourage derjenigen, die am 17. Juni 1953 auf die Straße gingen. "Ihr Erbe ist unsere Verpflichtung", betonte die SPD-Politikerin. "Was als sozialer Protest der Arbeiter begann", habe sich vor 64 Jahren binnen Stunden zu einem Volksaufstand und einer der wenigen demokratischen Massenbewegungen der deutschen Geschichte entwickelt.
Zugleich rief Zypries dazu auf, gegen eine wachsende Demokratieverachtung im Lande aufzustehen. "Treten Sie mutig und klar dafür ein, dass Vielfalt, eine freie öffentliche Meinungsäußerung sowie Kompromisse und Toleranz zur Demokratie gehören", sagte die Ministerin.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) rief zum Jahrestag des Volksaufstandes dazu auf, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen. Die Ereignisse um den 17. Juni zeigten, dass Freiheit erkämpft werden müsse, erklärte Müller. Freiheit gebe es nicht zum Nulltarif. Es lohne sich, sie Tag für Tag zu verteidigen, auch wenn es Anstrengung und Mühe kostet, unterstrich Müller.
Beim Volksaufstand rund um den 17. Juni 1953 gingen nach aktuellen Angaben der Bundesstiftung Aufarbeitung rund eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden in der DDR auf die Straße. Gefordert wurden der Rücktritt der DDR-Regierung sowie freie und geheime Wahlen. Die Streiks und Demonstrationen wurden vom sowjetischen Militär niedergeschlagen. Schätzungen zufolge starben mehr als 50 Menschen, Hunderte wurden verletzt, bis zu 15.000 kamen in Haft.
Am Samstag wurde zum Jahrestag in Berlin auch an anderen Orten an die Opfer des Volksaufstandes erinnert, unter anderem neben dem Bundesfinanzministerium in der Leipziger Straße/Ecke Wilhelmstraße am Bodendenkmal auf dem Platz des Volksaufstandes von 1953 sowie am Denkmal für die Opfer des Stalinismus auf dem Steinplatz in Charlottenburg.
Opferverbände mahnten, die Erinnerung an den Volksaufstand und seine Opfer wachzuhalten. Der Bundesgeschäftsführer der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, Hugo Diederich, erklärte, "Demokratie ist nicht selbstverständlich". Dieter Dombrowski, Vorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, forderte erneut vom Bundestag ein Mahnmal für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft.