"Ich möchte Ihnen sagen, dass wir den Weg mit Ihnen gehen werden, wir beten für Sie und wir teilen Ihre Last sofern wir können und dürfen", sagte Erzbischof von Canterbury und Oberhaupt der Kirche von England, Justin Welby, beim Gottesdienst am Freitagabend in der St Peter's Kirche in Notting Hill.
Das Leiden und der Horror über das, was passiert sei, sei in seinen Gedanken seit ihn die Nachricht von dem Brand erreicht habe. Gleichzeitig sei er tief berührt gewesen, wie Anwohner unterschiedlichen Glaubens und auch Menschen, die sich keiner Religion zugehörig fühlten, aus allen Bereichen des Lebens zusammenrückten, um sich um die zu kümmern, die trauerten, obdachlos geworden und traumatisiert seien. "Die Geschichten von Mut, Selbstlosigkeit und Anteilnahme so vieler geben Hoffnung in der Dunkelheit", sagte Welby.
Am Freitag hatten die Behörden die Zahl der Toten, die bei dem Brand ums Leben gekommen sind, auf mindestens 30 beziffert. Allerdings müsse mit weit mehr Toten gerechnet werden, hieß es. Gleichzeitig entlud sich auf den Straßen Londons die Wut der Anwohner. Sie beklagten das schlechte Informationsmanagement der Behörden, kritisierten die Medienberichterstattung und forderten umfassende Unterstützung für die Opfer der Katastrophe sowie eine unabhängige Untersuchung der Brandursache. Dutzende Demonstranten stürmten am Nachmittag das Rathaus der Gemeinde Kensington, in der sich das abgebrannte Hochhaus befindet.
Der Labour-Abgeordnete David Lammy sagte dem Fernsehsender Channel 4 unter Tränen, die Menschen seien so wütend, weil sie sich vom Staat im Stich gelassen fühlten. "Hier geht es um den Wohlfahrtsstaat. Wir müssen eine Gesellschaft schaffen, in der wir uns um die Ärmsten und Schutzlosesten kümmern." Dies schließe auch das Thema Wohnen mit ein. Eine Freundin von ihm sei im 22. Stockwerk zusammen mit ihrer Mutter gestorben, sagte Lammy: "Es bricht mir das Herz, dass so etwas in Großbritannien 2017 passiert."