Unterzeichner des Aufrufs sind neben "Ärzte ohne Grenzen" auch die Rettungsorganisationen "Sea Watch" und "SOS Méditerranée". Seit 2015 hätten zivile Hilfsorganisationen Zehntausende Menschen vor dem Ertrinken gerettet, heißt es in dem Brief. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssten endlich ihrer Verantwortung nachkommen, Menschen in Seenot zu retten. Bundeskanzlerin Merkel solle die Situation im zentralen Mittelmeer öffentlich als humanitäre Krise anerkennen, fordern die Autoren. Dadurch werde deutlich, dass die Helfer in dieser Situation geschützt werden müssten. Auch den zunehmenden Vorwürfen und verbalen Angriffen gegen Rettungsorganisationen müsse die Bundesregierung entgegentreten.
Die Autoren kritisierten, die libysche Küstenwache versuche mit zunehmend aggressiven Methoden, Flüchtlingsboote, die schon internationale Gewässer erreicht hätten, nach Libyen zurückzubringen. Bei mehreren Vorfällen dieser Art sei das Leben und Wohlergehen von Flüchtlingen und Rettern gefährdet worden. Die EU trainiere die libysche Küstenwache und wolle sie aufrüsten. Eine solche Unterstützung trage zur Gefährdung von Menschenleben bei, sagte Florian Westphal, Geschäftsführer von "Ärzte ohne Grenzen" in Deutschland. Bundeskanzlerin Merkel müsse dafür sorgen, dass jegliche Unterstützung für die libysche Küstenwache beendet werde.