"Gott lässt sich so nicht für unsere Interessen und Zwecke einspannen", sagte Jung am Samstag in Berlin. Im traditionellen ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des DFB-Pokalfinales berichtete der hessen-nassauische Kirchenpräsident, er habe von dem Trainer einer Mannschaft gehört, dass seine Spieler selbst auch keineswegs für einen Sieg beteten, sondern vielmehr dafür, sich und andere nicht zu verletzen und eine gute Leistung zu bringen.
Vor dem Pokal-Finale zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund sagte der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an die Anhänger beider Teams gerichtet: "Tut mir leid, liebe BVB-Fans, liebe Eintracht-Fans! Gottes Farben sind weder schwarz-gelb noch rot-weiß-schwarz!" Im Gebet könne man vor Gott ausbreiten, was einen bewegt. "Aber wir sollten ihm überlassen, was er daraus macht."
Kritisch äußerte sich der Theologe über die Überhöhung von Macht und Geld im Fußball. Unter Anspielung auf Korruptionsaffären im Weltfußballverband Fifa fragte Jung ironisch: "Was ist der Unterschied zwischen Gott und dem Fifa-Präsidenten? - Na ja, Gott weiß, dass er nicht Fifa-Präsident ist."
Gleichwohl könne man gerade am Fußball lernen, wie wichtig ein respektvoller Umgang miteinander sei. "Achtet darauf, wie ihr miteinander umgeht - im Fußball und im Leben, als Spieler und als Fans, als Schiedsrichter und Funktionäre", mahnte der Kirchenpräsident abschließend.
DFB-Präsident Reinhard Grindel forderte in dem Gottesdienst eine schnellere Verurteilung von Gewalttätern bei Fußballspielen durch die Justiz. Die "große Mehrheit der friedlichen Fans" forderte er auf, sich gegen die Gewalt einer kleinen Minderheit aufzulehnen. An der Gestaltung des Gottesdienstes waren neben anderen auch der Sportbischof der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Jörg Michael Peters, DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, Polizei-Einsatzleiter Siegfried-Peter Wulff und Fans beider Mannschaften beteiligt.