Der Verkauf ist ab sofort nur noch dann gestattet, wenn der Käufer nachweisen kann, dass er das Tier zur landwirtschaftlichen Nutzung erwirbt. Das Verbot bezieht sich auch auf Büffel, Kälber und Kamele.
Die neue Regelung trifft besonders die nicht-industrielle Landwirtschaft, die in Indien immer noch den größten Anteil ausmacht. Kleinbauern können nun nicht mehr Nutztiere, die für die Feldarbeit zu alt oder zu krank sind, auf dem Viehmarkt zur Schlachtung verkaufen und mit dem Erlös einen Teil der Kosten für die Neuanschaffung decken. Trotz rapider wirtschaftlicher Entwicklung lebt noch mehr als die Hälfte der 1,2 Milliarden Inder von der Landwirtschaft.
Da Kühe für Hindus heilige Tiere sind, ist das Thema politisch aufgeladen. Die Frage des Schutzes von Kühen hat an enormer Bedeutung gewonnen, seit Premierminister Narendra Modi, ein gläubiger Hindu, mit seiner hindunationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP) 2014 einen spektakulären Wahlsieg einfuhr. Die BJP-geführten Regierungen in zahlreichen indischen Unionsstaaten haben seither strengere Regelungen eingeführt. Nun folgt die Zentralregierung mit ihrem Verkaufsverbot.
Immer wieder wird der Politik vorgeworfen, den Tierschutz als Vorwand für ein Vorgehen gegen Minderheiten zu nutzen - besonders Muslime und Dalits, ehemalige Kastenlose. Beide Gruppen essen Rindfleisch und arbeiten in Fleisch- und Lederverarbeitungsindustrien. Selbst ernannte "Kuhaktivisten" terrorisieren im Norden Indiens Dalits und Muslime, indem sie ihnen unterstellen, illegal zu schlachten und Kühe zu schmuggeln.