Der Berliner Bischof Markus Dröge hat der AfD vorgeworfen, die Würde der Menschen nicht zu achten. "Es steht kein christliches Menschenbild im Parteiprogramm der AfD", sagte Dröge am Donnerstag beim evangelischen Kirchentag in der Diskussion mit Anette Schultner, Sprecherin der Gruppe "Christen in der AfD". Gerade Christen müssten "sehr empfindsam sein, wenn die Würde von Menschen nicht geachtet wird". In der Bibel gebe es eine lange Tradition, die Rechte von Fremden zu respektieren.
Schultner entgegnete, jeder Mensch habe nach dem christlichen Menschenbild zwar die gleiche Würde. Das bedeute aber nicht, dass jeder Mensch dieselben Rechte habe, sagte Schultner, die von einer "völlig unkontrollierten Massenzuwanderung" sprach. Die AfD-Politikerin warf den deutschen Kirchen vor, sich zu sehr um die Probleme von Flüchtlingen zu kümmern. Die Erwartung, dass Christen das Elend der Welt überwinden sollten, sei eine originär deutsche Auffassung, sagte sie in der Diskussion mit dem Titel "Christen in der AfD?" auf dem Kirchentag in Berlin. Kirchen in anderen europäischen Ländern sähen das anders.
Der Auftritt der AfD-Politikerin war umstritten, die Diskussion in der vollbesetzten Sophienkirche in Berlin-Mitte wurde immer wieder durch Zwischenrufe unterbrochen. Anders als der Katholikentag im vergangenen Jahr hatte der Kirchentag beschlossen, grundsätzlich mit einzelnen Vertretern der AfD zu sprechen, sofern sie sich nicht persönlich rassistisch und menschenfeindlich geäußert hatten.
Innerhalb der evangelischen Kirche gibt es seit Monaten eine Diskussion über den Umgang mit der AfD und mit AfD-Mitgliedern in Gemeinden und kirchlichen Gremien. Zuletzt hatten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der auch Mitglied des Kirchentagspräsidiums ist, die Diskussion mit der Vertreterin der AfD auf dem Kirchentag verteidigt.