Die bevorstehende Pensionierungswelle sowie ein prognostizierter Rückgang der Mitgliederzahlen infolge der Altersentwicklung der Bevölkerung machten Anpassungen im neuen Jahrzehnt notwendig.
Der vorliegende Entwurf sieht vor, dass die Zahl der Pfarrstellen zwischen 2020 und 2024 jährlich um 1,6 Prozent von über 1.400 auf knapp 1.300 Stellen sinken soll. Das derzeitige Verhältnis von Gemeindegliedern pro Seelsorgerin und Seelsorger soll bei kirchenweit durchschnittlich rund 1.600 Gemeindegliedern erhalten bleiben. Dabei gebe es Schwankungen zwischen einzelnen Gemeinden etwa im städtischen und ländlichen Bereich. Zusätzlich sollen rund 55 Fach- und Referentenstellen, die zurzeit mit Pfarrerinnen und Pfarrern besetzt sind, an andere Berufsgruppen übertragen werden. Freiwerdende Mittel aus dem Absinken der Personalstellen sind für die Unterstützung der Verwaltung von Gemeinden vorgesehen. Aktuell hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau 1.522 Pfarrstellen, die wegen Teilzeitaufträgen auf 1.726 Personen verteilt sind.
Ziel soll es nach Worten des hessen-nassauischen Personaldezernenten Jens Böhm sein, weiterhin eine "öffentliche Kirche zu bleiben, die ihren Ort zwischen Kirche und Marktplatz hat". Deshalb seien im Pfarrdienst auch neue Organisationsformen nötig. So könne er beispielsweise auch verstärkt in Teams organisiert werden. Die Kirchengemeinden könnten zudem in "Kooperationsräumen" neue Formen der Zusammenarbeit erproben. Böhm rechnet damit, dass sich die Personalsituation ab dem Jahr 2030 auch wieder verändern könnte. Die prognostizierten bis zu 100 Pensionierungen pro Jahr ab 2020 würden dann wieder zurückgehen, erklärte Böhm bei der Einbringung des Entwurfs in der ersten Lesung.
Gleichzeitig zeichne sich nach Ansicht Böhms schon jetzt ab, dass die intensiven Bemühungen um Nachwuchs Wirkung zeigten. So hätten sich die Einstellungszahlen von zuletzt etwa 20 jungen Theologinnen und Theologen im Jahr auf gegenwärtig über 40 nahezu verdoppeln lassen. Böhm setzt auch Hoffnung in die sogenannten "Spätberufenen", die nach einer Berufsausbildung noch einmal den Pfarrberuf anstreben. Der Personaldezernent mahnte an, dass noch mehr theologische Fakultäten als bisher hier alternative Wege ins Pfarramt möglich machen sollten. Zudem würden bereits jetzt mehr junge Theologinnen und Theologen eingestellt, als eigentlich gegenwärtig nötig seien, um dem Mangel in der Zukunft entgegenzuwirken.