Bei den Ermittlungsbehörden habe die Sensibilität in den vergangenen zwei Jahren sehr zugenommen, fügte Schertz hinzu. "Jahrelang haben wir gehört, das sei doch nicht so schlimm. Aber seitdem das wie ein Tsunami über das Netz hinwegfegt, haben sie verstanden, dass der Rammbock des Rechtsstaats eingesetzt werden muss."
Er glaube, dass man viele der Wutbürger erreichen könne, indem man ihnen die Mittel des Rechtsstaats vorführe. Schertz: "Wenn sie befürchten müssen, dass gegen sie ermittelt wird und sie auf der Anklagebank sitzen werden, lassen sich 70 bis 80 Prozent der Täter davon beeindrucken."
Menschen auf andere Weise erreichen
Die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Christina Aus der Au, sagte "chrismon", auch sie glaube, dass es eine Grenze geben müsse. "Aber ich bezweifle, dass Sie damit der Wut der Wutbürger beikommen." Viele rechneten gar nicht damit, dass sie jemanden mit ihren Worten treffen, erläuterte Aus der Au. "Vor einem Einsatz des Rammbocks möchte ich klären, ob ich Menschen auf andere Weise erreichen kann."
Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet ab dem 24. Mai in Berlin statt. Er steht in diesem Jahr im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums. Der Überlieferung nach hatte Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt. Die Thesenveröffentlichung gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.