Es habe "biblische 40 Jahre" gedauert, bis sich 1985 durch die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker die Erkenntnis durchgesetzt habe, "dass nur der ehrliche Umgang mit dem Nationalsozialismus uns von dieser schrecklichen Zeit befreit", sagte Schneider in Dachau. Er sei "umso dankbarer, dass die EKD den Bau der Versöhnungskirche ermöglicht hat", fügte der frühere rheinische Präses Schneider hinzu.
Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte die Gedenkkirche des Architekten Helmut Striffler am 30. April 1967 zum 22. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau eingeweiht. Den Anstoß zum Bau gab der niederländische Widerstandskämpfer und NS-Überlebende Dirk de Loos vom "Comité International de Dachau". Die Versöhnungskirche war die erste EKD-Kirche in Deutschland und ist bis heute das einzige Gotteshaus mit eigenem Seelsorge-Team auf einer KZ-Gedenkstätte.
Am Festgottesdienst nahmen NS-Überlebende und deren Angehörige teil, ebenso Kirchenvertreter aus Polen, Tschechien und Österreich. In seiner Predigt schlug Daniel Zenaty, Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Prag, eine Brücke in die Gegenwart. "Wer anders ist oder wer den Überblick über diese komplizierte Welt verloren hat, gerät auch heute leicht an den Rand der Gesellschaft", sagte der Theologe.
Ernst Grube, Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Überlebender des KZ Theresienstadt, würdigte in seinem Grußwort die lebendige Erinnerungsarbeit der Versöhnungskirche, die immer verknüpft sei mit der Gegenwart. Am Ende des Gottesdienstes erinnerte die Versöhnungskirche mit Glockengeläut und einer Gedenkminute an die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 durch amerikanische Truppen.