In dem Text werde die Frage beantwortet: "Was bedeutet es, im 21. Jahrhundert evangelisch zu sein?" sagte die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus am Freitag in Berlin. Das Heft solle Impulse der Reformation für die heutige Zeit aufzeigen. Protestanten müssten "aufmüpfig und widerständig gegen alle Formen von Ungerechtigkeit" sein.
Das Papier, das von einer Ad-hoc-Kommission des EKD-Rates unter Kurschus' Leitung erstellt wurde, wolle auf die Bedeutung einer "reformatorischen Lebenshaltung" hinweisen, sagte die Theologin. Dazu zählten die innere Freiheit, die Verantwortung für den Nächsten und die Welt sowie eine "aufgeklärte Frömmigkeit", aber auch Gelassenheit, erklärte die Präses der westfälischen Landeskirche.
Der EKD-Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen, der ebenfalls an dem Text mitgearbeitet hat, unterstrich, dass die Reformation nicht als ein innerkirchliches Ereignis gefeiert werden solle. "Die Freiheit eines Christenmenschen muss sich im Dienst an der Gesellschaft zeigen", sagte Claussen mit Blick auf die Lehre des Reformators Martin Luther (1483-1546).
Die neue EKD-Broschüre mit einer Startauflage von 15.000 Exemplaren richtet sich an evangelische Gemeindemitglieder. Sie kann auch über den Internetauftritt der EKD abgerufen werden. Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Höhepunkt des Festjahrs ist am 28. Mai ein Festgottesdienst in Wittenberg, zu dem 200.000 Menschen erwartet werden.
1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.