Vertreter der Bundesregierung zogen bei der Veranstaltung eine Bilanz zur Demografiepolitik. Laut dem im Februar veröffentlichten Bericht geht die Bundesregierung inzwischen davon aus, dass die Bevölkerung in Deutschland nicht wie lange angenommen zwangsläufig schrumpfen wird. Bleibt die Zuwanderung relativ hoch und die Geburtenrate auf dem jetzt wieder höheren Niveau könnte die Zahl der Einwohner stabil bleiben. Fakt ist demnach aber auch, dass Deutschland älter wird.
Familie als Quelle des Zusammenhalts
Die Grundtendenz bleibe, dass den Erwerbstätigen mehr Ältere gegenüberstehen, sagte Merkel. Dabei bestehe natürlich die Gefahr, dass diese Älteren an ihren Besitzständen hängen, sagte sie. De Maizière erklärte hingegen, er habe die Angst vor einem Kampf der Generationen verloren. "Die politische Blickrichtung der Gesellschaft war schon immer nicht nur durch eine Altersgruppe geprägt", sagte er. Prägend seien das Lebensumfeld und die Familie. Merkel und ihr Minister unterstrichen, dass der Kompromiss zwischen den Generationen zähle. Beim demografischen Wandel gehe es "letztendlich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt", sagte die Kanzlerin.
Als Quelle dieses Zusammenhalts bezeichnete sie die Familie. Es sollte mehr versucht werden, um Familien zu schützen und in die Lage zu versetzen, verantwortlich zu leben, sagte Merkel. Neben der finanziellen Ausstattung sei Zeit als Ressource immer wichtiger geworden, sagte sie. Als weitere Herausforderungen nannte Merkel die Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen, in denen die Bevölkerung zurückgeht, und eine Arbeitswelt, die immer höhere Anforderungen an die Beschäftigten stelle.
Merkel würdigt ehrenamtliche soziale Arbeit
Weitere Themen des Gipfels waren die flexiblen Übergänge in die Rente, Weiterbildung bis ins hohe Alter, Altersarmut und Pflege. Vor der Konferenz besuchte Merkel am Donnerstag das evangelische Paul Gerhardt Stift in Berlin-Wedding und würdigte dort das ehrenamtliche Engagement für den Zusammenhalt der Generationen. Das Mehrgenerationenprojekt zeige, wie angesichts des sich verändernden Altersaufbaus der Gesellschaft reagiert werden müsse. Nötig sei unter anderem Hilfe für ältere Menschen, ebenso müssten Kinder beim Spracherwerb im jungen Alter gefördert werden, sagte Merkel. Das Stift sei eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, für Ältere sowie für beeinträchtigte und sozial schwache Menschen. Zudem biete es offene Angebote für den gesamten Stadtteil. Dieses Engagement sei "genau die richtige Mischung", lobte die Kanzlerin.
Das Paul Gerhardt Stift Soziales gGmbH ist eine diakonisch-soziale Einrichtung, die vom Evangelischen Johannesstift und dem Paul Gerhardt Stift gemeinsam getragen wird. Die Einrichtung kümmert sich unter anderem um Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft Refugium. Derzeit werden dort 137 Menschen betreut, darunter etwa 70 Kinder und Jugendliche. Angebote des Stadtteilzentrums nutzen jährlich etwa 750 Menschen. Hinzu kommen mehrere hundert Anwohner aus dem Stadtteil, die die offenen Angebote des Zentrums wie das Café Klosterhof oder Stadtteilfeste annehmen.