"Reformatorische Tradition zu leben, muss immer heißen, Grenzen zu überwinden und darf nie heißen, sich selbst ins Zentrum zu stellen", sagte Bedford-Strohm bei einer hochrangigen Konferenz mit EU-Politikern und europäischen evangelischen leitenden Geistlichen im Europäischen Parlament. Das gelte gleichermaßen für Kirchen wie für Länder. Zugleich wies er auch auf die Bedeutung der Ökumene hin: "Luther wollte Christus neu ins Zentrum stellen, und das können wir 500 Jahre nach der Reformation nur ökumenisch tun."
Im Mittelpunkt der von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und der Brüsseler EKD-Vertretung veranstalteten Tagung stand das Thema "500 Jahre Reformation: Europa gestalten – Veränderung wagen". Die Konferenz wurde von der für den Dialog mit Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zuständigen Ersten Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Maired McGuiness, und dem Ersten Vize-Präsidenten der EU-Kommission, Frans-Timmermanns, eröffnet.
Das Europa unserer Tage brauche eine geistige Reformation
Daneben wurde angesichts der vielen aktuellen europapolitischen Herausforderungen die Frage diskutiert, inwiefern das Erbe und die Errungenschaften der Reformation heute dazu beitragen können, notwendige politische Reformen anzugehen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments, David McAllister, selbst evangelischer Christ, unterstrich, das Europa unserer Tage brauche eine geistige Reformation.
Zum Abschluss der Konferenz fand im Europäischen Parlament, veranstaltet von der EKD, der Kreativen Kirche und dem Europaabgeordneten Herbert Reul, unter großem Anklang der Öffentlichkeit die Aufführung des "Pop-Oratoriums Luther" über Leben und Wirken des Reformators statt. Anschließend wurde die Delegation der europäischen evangelischen Kirchenführer unter der Leitung des Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm und Bischof Michael Bünker von dem neu gewählten Präsidenten des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, empfangen.