In den kommenden zehn bis 15 Jahren würden 30 bis 40 Prozent der Pfarrer und Pfarrerinnen in den Landeskirchen in den Ruhestand gehen, bestätigte das Kirchenamt der EKD in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Zunächst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) über die Zahlen berichtet.
Momentan sind im Raum der EKD den Angaben zufolge etwa 18.000 Pfarrerinnen und Pfarrer tätig. "Die bisherige Zahl von Pfarramtsstudenten wird nicht reichen, um die Lücken zu füllen", sagte die Leiterin der Bildungsabteilung im Kirchenamt, Birgit Sendler-Koschel, den Funke-Zeitungen. Obwohl sich viele Menschen für ein Theologiestudium entschieden, müsse die Zahl noch gesteigert werden. "Die Aussichten für angehende Pfarrer sind so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr", erläuterte Sendler-Koschel.
Die evangelische Kirche verzeichnet nach eigenen Angaben zugleich ein steigendes Interesse am Pfarrberuf. Von den aktuell rund 15.700 Studenten der evangelischen Theologie strebten fast 6.300 Examina an, die in den Pfarrberuf führen können. Ungefähr 2.400 Theologie-Studierende hätten bei den Landeskirchen konkretes Interesse am Pfarrdienst angemeldet, davon seien 58 Prozent Frauen. Zwischen 2013 und 2016 sei die Zahl der Studierenden, die Pfarrer werden wollen, um rund 20 Prozent gestiegen, hieß es.
"Wer heute Pfarrer werden will, hat hervorragende Chancen, übernommen zu werden", sagte Sendler-Koschel. Sie verwies auf die Nachwuchskampagne "Dein Beruf. Das volle Leben", die die EKD im vergangenen September gestartet hat. Im Zentrum steht das Webportal "www.das-volle-leben.de". Schüler und Studenten können sich auf der Seite über Studium und Beruf informieren, sich in Chats austauschen und Einblick in das Leben von Pfarrern bekommen.
Der Verband Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland hob hervor, dass das Theologie-Studium nach wie vor sehr attraktiv sei. "Viele interessieren sich dafür, weil es eine große Bandbreite an Fragestellungen bietet", sagte der Verbandsvorsitzende Andreas Kahnt dem epd.
Der Verband kritisierte, die Rahmenbedingungen des Berufs hätten sich in den vergangenen Jahren jedoch verschlechtert. "Der Beruf an sich ist nach wie vor sehr attraktiv. Aber Pfarrer haben immer mehr zu tun und stehen immer stärker unter Druck", sagte Kahnt. Die Situation sei in den Landeskirchen ganz unterschiedlich - aber die Anforderungen stiegen. "Pfarrer bekommen immer mehr Aufgaben zu tun, zum Beispiel in der Verwaltung. Außerdem werden vielerorts Stellen eingespart. Da stellt sich die Frage, wie die Pfarrer die Arbeit noch bewältigen sollen", sagte Kahnt. Die stetige Steigerung der Belastung müsse dringend aufhören.