"Aber das Wachstum muss bei den Menschen überall im Land ankommen: Mehr Beschäftigungschancen, faire Löhne auf den Plantagen und Innovationen in der Landwirtschaft." Das könne aber nur gelingen, wenn die Handelsketten für Endprodukte in Deutschland faire Produktionsbedingungen in Afrika garantierten, mahnte Müller: "Mein Ziel ist, dass in Deutschland nicht vier Prozent fairer Kakao verkauft wird, sondern hundert Prozent."
Auch die Wertschöpfungsketten vor Ort müssten gestärkt werden, sagte Müller im Deutschlandfunk. Als positive Beispiele nannte er die Otto-Gruppe, die Baumwolle aus Westafrika bereits in der Region veredeln lasse, und ein französisches Unternehmen, das Kakao vor Ort und nicht erst in Europa verarbeite. "Es kann nicht sein, dass wir Baumwolle, Kaffee, Kakao, aber auch Gold aus diesen Ländern beziehen, aber nichts in diesen Ländern lassen", betonte Müller. Wenn ein Kilogramm Kaffee in Deutschland für zehn Euro zu haben sei, kämen nur etwa 50 Cent bei den Plantagenbauern in Westafrika an.
Mit Blick auf seinen "Marshall-Plan mit Afrika" erklärte der Minister, es gehe darum, die "Eigenentwicklungskräfte der Länder" zu stärken. Burkina Faso etwa habe einen Wechsel zur Demokratie vollzogen und sei mittlerweile ein Stabilitätsfaktor. Mit Investitionen in die ländliche Entwicklung und in innovative Anbaumethoden seien auch mit Unterstützung der deutschen Entwicklungspolitik die Perspektiven für junge Menschen gestärkt worden.
Nach Burkina Faso besucht Müller auch die Elfenbeinküste, bevor er zum Abschluss seiner knapp einwöchigen Afrika-Reise am Donnerstag und Freitag noch einen Stopp in Tunesien einlegt. Gerade Nordafrika müsse die Chance erhalten, seine Wirtschaft in die europäische zu integrieren, um den jungen Menschen Perspektiven zu schaffen, sagte Müller. Voraussetzung sei aber ein gerechter Marktzugang. Gespräche mit der EU liefen. "Diesen Prozess müssen wir vorantreiben", sagte der Minister.
Zu Vorwürfen, Deutschland arbeite in der Flüchtlingskrise auch mit autoritären Regierungen zusammen, betonte Müller: "Korrupte, autoritäre Regierungen bekommen kein Geld in Form von Zuschüssen." In Notlagen sei es aber auch eine humanitäre Verpflichtung, nicht tatenlos zuzuschauen, wie Hunderttausende Menschen verhungern. In Ostafrika, wo auch Äthiopien von der Hungerkrise betroffen ist, sei dringend Hilfe der internationalen Gemeinschaft gefordert, betonte Müller. Und auch im Bürgerkriegsland Südsudan trage die Welt eine Verantwortung.