Die Krise der Demokratie habe in den letzten Monaten ein neues Stadium erreicht, schreibt Paul Nolte, Leiter der Evangelischen Akdemie zu Berlin, in einem Gastbeitrag für die "Freie Presse". Darin leitet er her, dass dies in der Geschichte schon oft der Fall gewesen sei. Die Gründe für die gegenwärtige Krise seien komplex und wer eine einfache Antwort gebe, sei ein "populistischer Scharlatan".
"Die Demokratie wird zum Sündenbock kultureller Ängste in einer beschleunigten und entgrenzten Welt. Ja, man könnte die gegenwärtige Krise der Demokratie und den spiegelbildlichen Erfolg des Populismus eine Krise des Weltvertrauens nennen", schreibt Paul Nolte.
"Endzeitängste und Verschwörungstheorien wohin man auch blickt. Man stilisiert sich zum Opfer, zum jederzeit und von allen Betrogenen." Die neuen Kommunikationsmedien beförderten das, so Nolte. Sie böten ein Forum für die vereinsamten Kläger gegen alles und jedes. Doch die Krise der Demokratie wurzele nicht nur im Internet, sondern in einer um sich greifenden Vertrollung der Gesellschaft: "Dem privatistischen Rückzug in Welt- und Vernunfthass, der in Scheinöffentlichkeiten lautstark lamentiert."