"Spätestens in zehn Jahren sollten bei Ditib nur noch in Deutschland ausgebildete Imame predigen", sagte Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD) dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Von Ditib forderte sie eine Abnabelung von Ankara. "Der türkische Staat darf nicht das Vorstandspersonal eines deutschen Islamverbands stellen", sagte sie.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) mit Sitz in Köln ist mit rund 900 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland und kooperiert eng mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara. Diese entsendet und bezahlt die Imame für die deutschen Gemeinden.
Einzelne Imame des Verbands stehen im Verdacht, in Deutschland Anhänger des Predigers Fethullah Gülen bespitzelt zu haben, den der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan für den Putschversuch im vergangenen Jahr verantwortlich macht. Der Generalbundesanwalt ermittelt deswegen gegen einzelne Geistliche. Am Mittwochmorgen hatte es Durchsuchungen in Wohnungen von vier Imamen gegeben.
Vor diesem Hintergrund steht auch die Kooperation des Staates mit Ditib verstärkt in der Kritik. Ditib ist wie andere Islam-Verbände Partner etwa beim islamischen Religionsunterricht oder bei den Lehrstühlen für islamische Theologie an deutschen Universitäten. Dort werden vorrangig Religionslehrer ausgebildet. Es wird aber auch Theologie gelehrt mit dem Ziel, in Deutschland ausgebildete Imame in Moschee-Gemeinden zu entsenden. Noch steckt dieser Prozess aber in den Kinderschuhen, unter anderem weil die praktische Ausbildung der Geistlichen, wie sie etwa von den Kirchen bei Pfarrern und Priestern organisiert wird, nicht gesichert ist. Noch ist ungeklärt, inwieweit die Verbände die universitäre Ausbildung anerkennen. Ebenfalls unklar wäre derzeit die Bezahlung der Imame.