Kardinal Reinhard Marx rückte dort die Bedeutung der Bibel für die Ökumene in den Blickpunkt. Die Heilige Schrift sei neben der Taufe "die kräftigste Schnur der Gemeinschaft" zwischen den Konfessionen, sagte er am Donnerstag in Stuttgart im Auftaktgottesdienst zur ökumenischen Bibeltagung. Der Kardinal rief zu regelmäßiger Beschäftigung mit der Heiligen Schrift auf, da sie eine "sprudelnde Quelle" für Menschen sei. Anlass der ökumenischen Bibeltagung ist die Neuausgabe von evangelischer Lutherbibel und katholischer Einheitsübersetzung.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht in der Heiligen Schrift die Quelle der Humanität. Sie sei sogar "die Quelle allen erfüllten Lebens", sagte er in seiner Predigt. Man dürfe beim Lesen allerdings nicht den Fehler begehen, die Bibel Buchstabe für Buchstabe als Gottes Willen zu interpretieren. "Wir glauben an Christus, nicht an die Bibel", unterstrich der Theologe, der auch bayerischer Landesbischof ist. "Wir sollen die Bibel nicht nachäffen oder nachplaudern, sondern den Geist dieses Buches nachvollziehen und auf unser Leben übertragen."
Der Ratsvorsitzende verwies etwa auf die biblische Geschichte der Schöpfung in sechs Tagen. Diese sei keine biologische oder astrophysikalische Darstellung, da die Welt in Wirklichkeit in Jahrmillionen entstanden sei. Wahr blieben aber die dort geschilderten Lebensprinzipien und das Urteil Gottes, dass die Schöpfung "sehr gut" sei.