Gebetswoche: Aufruf zur Einheit der Kirchen

Gebetswoche: Aufruf zur Einheit der Kirchen
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, der katholische Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann, hat eine neue Einheit der Kirchen angemahnt. Das "Verharren in einer Art versöhnter Verschiedenheit" reiche nicht mehr aus, erklärte Wiesemann am Sonntag in der Wittenberger Stadtkirche St. Marien.

Anstatt im "großen Haus der Ökumene" in getrennten Wohngemeinschaften "dahin zu leben", brauche es "das Zusammenwohnen in einer Hausgemeinschaft", betonte der katholische Geistliche in seiner Predigt zum zentralen Gottesdienst der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen. Für eine weitere Annäherung biete das 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr gute Gelegenheit, fügte er hinzu. Der legendäre Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. 

Europa stehe vor großen Herausforderungen, sagte Bischof Wiesemann weiter. Angesichts erstarkender Nationalismen und der Aushöhlung universaler Werte hätten Christen eine besondere Verantwortung, sich gemeinsam für Versöhnung und ein friedliches Miteinander einzusetzen. Das Bibel-Motto der diesjährigen Gebetswoche lautet "Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns" (2 Kor 5,14-20).

An dem Gottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche nahmen auch zahlreiche Vertreter anderer christlicher Konfessionen teil, darunter der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, Erzpriester Constantin Miron von der Orthodoxen Bischofskonferenz und der anglikanische Reverend Christopher Easthill.
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Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit jedes Jahr in der Regel vom 18. bis 25. Januar gefeiert. In Deutschland wird sie von der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) getragen, ein Zusammenschluss von 17 Kirchen.

Die Gebetswoche entstand 1908 in den USA und breitete sich zunächst vor allem in der katholischen Kirche aus. Seit 1968 werden die Texte und Themen gemeinsam von einer internationalen Arbeitsgruppe erstellt, die sich aus Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zusammensetzt. Die Materialien werden jeweils von ökumenischen Gruppen aus unterschiedlichen Ländern vorbereitet, in diesem Jahr von Christen aus Deutschland.