"Asia Bibi darf nicht vergessen werden, wenn an den kommenden Tagen Christen in aller Welt Weihnachten feiern", erklärte der Asienexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius am Freitag. Ihr Leiden stehe stellvertretend für Hunderte unschuldige Opfer falscher Blasphemie-Vorwürfe in Pakistan, Indonesien und Ägypten. Die fünffache Mutter wurde 2010 wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt, seitdem läuft eine heftige juristische Auseinandersetzung über die Ausführung des Strafe.
Eine für Oktober angesetzte Anhörung vor dem Obersten Gericht Pakistans wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, weil sich einer der drei Richter für befangen erklärte. Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte weitere internationale Initiativen zur Freilassung der 51-jährigen Katholikin. Wenn es keine Gerechtigkeit für Asia Bibi gebe, werde die religiöse Intoleranz in Pakistan siegen und die christliche Minderheit das Land verlassen, um im Ausland Schutz zu suchen.
Im Streit um Wasser in ihrem Dorf hatten Anwohner die Katholikin beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Bibi bestreitet die Vorwürfe. Sie und ihre Familie waren die einzigen Christen in dem Dorf unweit der ostpakistanischen Stadt Lahore.
Pakistans drakonisches Blasphemie-Gesetz erlaubt bei Gotteslästerung die Todesstrafe. Bislang ist jedoch noch niemand deshalb hingerichtet worden. Allerdings bedeutet bereits der Vorwurf Lebensgefahr. Immer wieder kommt es in solchen Fällen zu Lynchjustiz und Rachemorden. Auch Richter und Anwälte, die mit Blasphemie-Fällen befasst sind, werden bedroht und müssen um ihr Leben fürchten. Mehrere Politiker, die sich für Bibi eingesetzt hatten, wurden ermordet. Etwa zwei Prozent der 200 Pakistaner sind Christen.