Die evangelische Theologin Petra Bahr hat sich für einen kritischen Dialog mit dem Islam ausgesprochen. "Harte Kontroversen werden oft nicht geführt, weil auf den interreligiösen Bühnen nur die Gutwilligen sitzen", sagte sie der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Samstagsausgabe). Trotzdem seien solche Gespräche wichtig. Die Kirchen könnten die nachdenklichen Vertreter unter den Muslimen, darunter namhafte Theologen, unterstützen, "die werden von Islamhassern genauso angegriffen wie von Islamisten". Bahr tritt im Januar ihr neues Amt als Regionalbischöfin im Sprengel Hannover an.
Es gehe aber auch um ganz alltägliche Fragen, sagte Bahr. "Wie können wir muslimische Mütter aus konservativem Milieu ermutigen, ihre Söhne anders zu erziehen?" Zu fragen sei auch, wie die Moscheegemeinden junge Menschen in ihrer Religion stark und kritisch machen können, ohne dass die Stärke durch Abgrenzung gewonnen wird.
"Vollverschleierung ist eine Provokation für unsere Gesellschaft - und als Merkmal der Unterscheidung von 'westlichen' Frauen auch so gemeint", unterstrich Bahr. "Wir zeigen einander das Gesicht und damit unsere Individualität." Die Vollverschleierung werde aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht komplett zu verbieten sein. "Meine Sorge gilt aber vor allem den jungen Mädchen, die in salafistischen Milieus zunehmend zur Abgrenzung gegenüber der freien Lebensform genötigt werden", sagte die Theologin.