Die Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul - bekannt als Herderkirche - ist am Sonntag festlich wieder eingeweiht worden. Das Gebäude war sechs Jahre lang umfassend renoviert worden. Es gehört zum Unesco-Weltkulturerbe im Ensemble des klassischen Weimar.
In ihrer Festpredigt betonte die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, die Bedeutung der um 1500 gebauten Kirche für die Reformation. Martin Luther predigte mehrmals von ihrer Kanzel. Rund 250 Jahre später wirkte dort der Philosoph und evangelische Theologe Johann Gottfried Herder (1744-1803) als Generalsuperintendent. Ein Denkmal Herders steht vor der Kirche, die ihm ihren inoffiziellen Namen verdankt.
Junkermann erinnerte ebenfalls an die dunklen Geschichtskapitel der Kirche in der NS-Zeit. 1937 hatte der Gemeindekirchenrat einen Davidstern von der Fürstenloge entfernen lassen. Im selben Jahr wurde bei Weimar das Konzentrationslager Buchenwald eröffnet. Die Herderkirche wurde im Februar 1945 bei einem alliierten Luftangriff schwer beschädigt. Bei der jetzt erfolgten Sanierung wurden auch letzten Kriegsschäden beseitigt. Die Baukosten betrugen rund 3,5 Millionen Euro. Gut 60 Prozent trug nach Angaben der Landeskirche die öffentliche Hand.
Anstelle der bisherigen bunten Ausmalung ist der Innenraum der Kirche jetzt weiß gestrichen, in drei unterschiedlichen Tönungen. Damit werde der Blick nicht abgelenkt vom Cranach-Altar, sagte Bischöfin Junkermann. Das weltberühmte Werk war 1552 von Lucas Cranach d. J. gemalt worden. Zu seinem Schutz wurde bei der Sanierung eine moderne Klimatechnik in die Wände und den Fußboden eingebaut. Sie soll Lufttemperaturen von acht bis zwölf Grad Celsius in der Kirche garantieren. Für die nötige Wärme für die Besucher der Gottesdienste und Konzerte sorgt eine Heizung in den Kirchenbänken.
Vertreter aus Kirche und Politik
In der Kirche sind auch zahlreiche Fürsten begraben. Das Gotteshaus diente nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1547 dem Geschlecht der Ernestiner als Grablege. Unter anderem liegen dort die Gebeine von Johann Friedrich I. von Sachsen. Mit etwa 200.000 Besuchern im Jahr - ohne die Konzerte und Gottesdienste - zählt das Gotteshaus nach der Wartburg bei Eisenach und der Gedenkstätte KZ Buchenwald bei Weimar zu den von Touristen am meisten frequentierten Thüringer Sehenswürdigkeiten.
An dem Festgottesdienst zur Wiedereinweihung nahmen zahlreiche Vertreter aus Kirche und Politik teil, unter ihnen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Im Anschluss an den Gottesdienst wurde ein Gemeindefest gefeiert.