Die Demonstranten folgten einem Aufruf radikaler Muslime, die Ahok Blasphemie vorwerfen. Kurz zuvor hatte Indonesiens Staatsanwaltschaft angekündigt, sie habe genug in der Hand, um Ahok vor Gericht zu bringen.
Es war die zweiten Großdemonstration gegen den christlichen Politiker innerhalb eines Monats. Präsident Joko Widodo zeigte sich auf der Kundgebung und rief zu einem friedlichen Verlauf auf. Widodo ist ein politischer Verbündeter Ahoks. Anfang November hatte es Ausschreitungen gegeben. Am Freitag waren nach offiziellen Angaben etwa 22.000 Polizisten und 5.000 Soldaten im Einsatz.
Ahok, der Jakarta seit 2014 regiert, gehört zur chinesischstämmigen Minderheit in Indonesien, die vielfach Diskriminierungen ausgesetzt ist. Der Anlass für die Entrüstung der radikalen Muslime ist eine Rede Ahoks von Ende September, in der er die 51. Sure des Korans erwähnte, die es Muslimen angeblich verbietet, Nicht-Muslime zu wählen. Die Wähler bräuchten sich nicht unbehaglich zu fühlen, falls sie nicht für ihn stimmten aus Angst, in die Hölle zu kommen, da sie getäuscht würden, sagte der Gouverneur. Später entschuldigte er sich für die Aussagen. Wegen seiner Kandidatur für die Gouverneurswahlen im Februar ruht sein Amt derzeit.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fürchtet, dass die Säkularität des indonesischen Staates verloren geht und die Rechte ethnischer und religiöser Minderheiten immer mehr eingeschränkt werden. Auch Präsident Widodo habe seine Neutralität in Glaubensfragen aufgegeben. "Leider kommt nun auch der Präsident bei seinen Bemühungen, den Konflikt zu entschärfen, den Demonstranten so sehr entgegen, dass religiöse Vielfalt in Indonesien kaum mehr spürbar ist", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
Indonesien ist die größte muslimische Nation der Welt. Etwa 88 Prozent der 250 Millionen Einwohner sind Muslime, rund neun Prozent Christen. Der Inselstaat gilt traditionell als Heimat eines toleranten Islam, erlebt aber eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen.