Die Angst vor einem sozialen Abstieg mache den Menschen immer mehr zu schaffen, sagte der Bischof am Montag vor den 108 Synodalen in Bad Reichenhall. "Manche Menschen arbeiten bis zur Erschöpfung und können ihren Kindern nicht mal einen Kinobesuch ermöglichen", nannte Bedford-Strohm als Beispiel. Auch sei immer häufiger trotz harter Arbeit und einer großen Lebensleistung keine auskömmliche Rente im Alter zu erwarten.
Als Antwort auf diese Situation müssten die politischen Weichen so gestellt werden, dass diese "Fehlentwicklungen" überwunden würden und die soziale Gerechtigkeit wieder einen zentralen Stellenwert in der Politik bekomme, forderte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
Diese Unsicherheit der Menschen führe auch zu einer wachsenden Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft. Dabei komme es zu rücksichtslosen Zuspitzungen, Fakten würden ignoriert. Gegen diese Entwicklung sollte die Kirche "Gesprächsräume" eröffnen, regte Bedford-Strohm an. In diesen Räumen könne über alles diskutiert werden und niemand müsse Angst haben, seine Meinung zu äußern. Einzige Grenze für diese Gespräche sei, wenn Meinungsäußerungen in Hetze abgleiten und gegen Schwächere Stimmung gemacht werde.
Unabhängig von den politischen Positionen, etwa in der Flüchtlingsfrage, dürften Christen das Mitgefühl gegenüber den betroffenen Menschen nicht abschalten. Diese Empathie sollte aber auch quer durch die politischen Lager das Reden und Handeln der Menschen bestimmen.
Die nötige Orientierung in "aufgewühlten Zeiten" kann Bedford-Strohm zufolge die Rückbesinnung auf die Bibel geben. Die Begeisterung über die neue Lutherbibel, die zum Reformationsjubiläum erschienen ist, sei ein Zeichen dafür, dass sich Menschen nach "Kraft- und Orientierungsquellen" sehnen. Denn die Bibel sei ein "lebensspendendes Buch". Inzwischen seien bereits 180.000 Exemplare der Lutherbibel verkauft worden. Deshalb würden gegenwärtig 100.000 Exemplare für Weihnachtseinkäufe nachgedruckt, sagte der Bischof.