Der Sonntagsschutz berühre die Frage, wie die zukünftige Gesellschaft aussehe, sagte Dreyer am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion in Speyer. Menschen seien mehr als nur Konsumenten und Produzenten. Wenn an einem Sonntag gearbeitet werde, bedürfe dies einer sozialethischen Begründung, sagte Schwaetzer.
Trotz aller kulturellen Veränderungen sei der freie Sonntag für die Gesellschaft wichtig, sagte Dreyer. Für alle, die nicht unbedingt arbeiten müssten, solle der Sonntag ein Tag für Freunde und Familie bleiben. Ein solcher Freiraum sei nicht nur aus christlicher Sicht gut für die Menschen. Schwaetzer plädierte für eine neue Kultur der Muße. Der Sonntag sei eine heilsame Unterbrechung der Hektik des Alltags, die Menschen Ausgleich und Maß finden ließen.
Die religiöse Dimension des Sonntags sei in der Gesellschaft zunehmend umstritten, sagte Schwaetzer. Dennoch müssten die Kirchen darüber nachdenken, warum die Menschen in großer Zahl zu Esoterikmessen gingen, die Gottesdienste aber immer schlechter besucht seien. Es sei notwendig, über neue Formen des Gottesdienstes nachzudenken. Es gelte für die Kirchen, mit den Gläubigen gemeinsam herauszufinden, welche Bedürfnisse es gebe.
Das Bedürfnis nach Religiosität sei immer noch weit verbreitet, sagte Dreyer. Die Kirchen müssten sich aber verändern und weiterentwickeln, um attraktiv zu bleiben oder es wieder zu werden. Die katholische Christin Dreyer kritisierte, dass es die katholische Kirche immer noch nicht möglich mache, gemeinsam mit Protestanten Abendmahl zu feiern.
Die von etwa 550 Zuhörern besuchte Veranstaltung mit Dreyer und Schwaetzer in der Speyerer Gedächtniskirche stand unter dem Thema "Was ist uns der Sonntag wert? Unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert". Sie war Teil der bis 2017 geplanten Reihe "Aus Liebe zur Wahrheit: Speyerer Thesen zur Reformation" der Tageszeitung "Die Rheinpfalz" und der pfälzischen Wochenzeitung "Evangelischer Kirchenbote".