Die Anerkennungsrate bei Asylsuchenden aus Nigeria liege bei acht Prozent, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Treffen mit Nigerias Präsident Muhammadu Buhari am Freitag in Berlin. Das beweise, dass die meisten Nigerianer aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kämen. Doch damit Deutschland denen Schutz bieten könne, die vor Krieg flüchteten, müssten Hunderte Nigerianer zurückgeschickt werden.
Laut offiziellen Statistiken haben in den ersten neun Monaten des Jahres etwa 10.200 Nigerianer einen Asylantrag gestellt, mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2015. Allein im September 2016 wurden aus Nigeria 670 Geflohene von den Bundesländern registriert. Das Land steht damit auf Platz fünf der Herkunftsländer.
Merkel: Humanitäre Lage alarmierend
Die Gespräche für ein Rückführungsabkommen zwischen der EU und Nigeria beginnen laut Merkel in diesem Monat. Nur so könne die illegale Zuwanderung gestoppt werden. Im Gegenzug werde deutsches und EU-Geld zur Verfügung gestellt, um jungen Menschen eine Berufsausbildung zu ermöglichen, damit sie sich nicht auf illegalen Weg machten.
Merkel betonte, Nigeria befinde sich in einer sehr schwierigen Lage. So sei die humanitäre Lage in der Tschad-See-Region alarmierend. Elf Millionen Menschen seien in der Region in Kamerun, dem Tschad und Nigeria unter anderem vor der Terrororganisation Boko Haram auf der Flucht. Zudem sei die Wasserfläche des Sees auf zehn Prozent des normalen Niveaus geschrumpft. "Das stellt die Ernährungsgrundlage in Frage." Auch die wirtschaftliche Lage sei wegen des niedrigen Ölpreises kompliziert, Arbeitslosigkeit und Kriminalität seien hoch.
Sowohl die Bundeskanzlerin als auch Präsident Buhari sprachen jedoch von Erfolgen im Kampf gegen Boko Haram. Laut Buhari ist ihr Einfluss auf 14 von 177 Provinzen reduziert worden, auch ihre Angriffe auf Schulen, Moscheen und Märkte seien deutlich eingedämmt worden. Ein großes Problem stelle weiterhin die Versorgung der Millionen Vertriebenen dar, sagte der Präsident. Laut Buhari sind 60 Prozent der Geflohenen Kinder und Frauen, und 60 Prozent der Kinder Waisen. Nach UN-Angaben sind jedoch auch von der Armee befreite Gegenden weiterhin in hohem Maße unsicher.