Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den US-amerikanischen Sänger Bob Dylan. Die Schwedische Akademie in Stockholm würdigte damit seine "poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Gesangstradition". Sein Einfluss auf die zeitgenössische Musik sei tiefgreifend, erklärte Sara Danius, die Sprecherin der Akademie: "Dylan hat den Status einer Ikone." Der Literaturnobelpreis ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen dotiert (etwa 830.000 Euro) und wird am 10. Dezember in Stockholm überreicht.
Dylan feierte am 24. Mai seinen 75. Geburtstag. Der inzwischen ergraute Folk-, Rock- und Bluesmusiker mit bürgerlichem Namen Robert Allen Zimmerman stammt aus einer jüdischen Mittelklassefamilie in Minnesota und hatte seine ersten Auftritte in den 60er Jahren in New Yorker Kaffeehäusern. Seine Songs "Blowin' in the Wind" und "The Times They are A-Changin" wurden zu Hymnen der Antikriegs- und Bürgerrechtsbewegung. Mit seiner Gitarre wurde Dylan zur Stimme der 68er-Generation.
Schon lange als Kandidat gehandelt
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Dylan als "einen der größten Musiker des 20. Jahrhunderts, der wie kein anderer Millionen Menschen auf der ganzen Welt mitgerissen und mit seinen Texten und ihren tiefen Wahrheiten direkt ihre Herzen erreicht hat". Die Sprecherin der schwedischen Akademie, Danuis, sagte über Dylan: "Er verkörpert die Tradition und erfindet sich gleichzeitig seit 54 Jahren immer wieder neu."
Die Auszeichnung des Musikers Dylan habe die Kategorie der Prämierten nicht ausgeweitet, sagte Danius: Auch Homer und Sappho hätten poetische Texte geschrieben, die gehört und mit Instrumenten aufgeführt werden sollten. "Aber wir lesen Homer und Sappho auch und genießen es. Das gleiche gilt für Bob Dylan, man kann ihn lesen, und man sollte ihn lesen", sagte sie.
Seit Jahren wurde Dylan als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. In diesem Jahr war er jedoch nicht unter den Top-Favoriten. Für seine "lyrischen Kompositionen von außerordentlicher poetischer Ausdruckskraft" erhielt er im Jahr 2008 den Pulitzer-Preis. Für sein Lebenswerk wurde er bereits im Jahr 1991 mit einem Grammy ausgezeichnet. Das Musikmagazin "Rolling Stone" kürte sein sechsminütiges "Like A Rolling Stone" unter 500 Stücken zum "Größten Song aller Zeiten".
Der Literaturnobelpreis ist die weltweit höchste Auszeichnung für Literatur. Im vergangenen Jahr wurde die weißrussische Journalistin und Autorin Swetlana Alexijewitsch ausgezeichnet. Der Preis ging seit 1901 insgesamt 109 Mal an 113 Preisträger.
Die insgesamt sechs Nobelpreise wurden von dem schwedischen Unternehmer und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833-1896) gestiftet. Über den Literaturpreis entscheidet die Schwedische Akademie, die 18 Mitglieder hat, aufgrund von Vorschlägen. Die Nominierungen werden 50 Jahre lang geheimgehalten.